"Woche der Europäischen Mobilität" wird in Tschechien aktiv unterstützt

Die Menschen in Europa haben ein immer größer werdendes Problem zu lösen - die ansteigende Verkehrsdichte insbesondere in den Großstädten. Jahr für Jahr weisen Aktivisten, Experten und Umweltschützer auf die zunehmenden Folgen dieser Problematik hin und veranstalten entsprechende Aktionsprogramme. Das wohl bekannteste unter ihnen ist die "Woche der europäischen Mobilität", die dieser Tage wieder ausgerichtet wird und auch in Tschechien große Unterstützung findet. Mit welchen Aktionen und mit welch aufschlussreichen Ergebnissen, dazu mehr im folgenden Beitrag von Lothar Martin.

"Der Tag ohne Autos" ist eine Aktion, die sich seit einigen Jahren auch in der Tschechischen Republik durchgesetzt hat und die stets auch immer wieder von führenden Persönlichkeiten der hiesigen Gesellschaft unterstützt wird. Die diesjährige Aktion, der bisher 350 Persönlichkeiten ihre Unterstützung zugesagt haben, findet am kommenden Montag statt. Unter ihnen ist auch Umweltminister Libor Ambrozek, der am Montag den Weg zur Arbeit von seinem Wohnort Úvaly bei Prag mit dem Zug antreten und vom Prager Masaryk-Bahnhof aus mit dem Fahrrad fortsetzen wird. Bei schlechtem Wetter werde er statt dem Bike die Prager Metro nutzen, erklärte der Minister. Der "Tag ohne Autos" hat aber laut Miroslav Patrik, einem der Organisatoren der Vereinigung "Detí Zeme" (Kinder der Erde), noch immer nur symbolischen Charakter. Soll es endlich zu Verbesserungen, vor allem im Prager Stadtverkehr kommen, dann muss mehr geschehen, so Patrik:

"Dass muss mindestens so radikal erfolgen wie vor sieben Jahren in London, wo man in der Tat einen beträchtlichen Teil der Stadt für den Autoverkehr gesperrt hat und wo eine Vielzahl an Menschen seitdem auf die öffentlichen Verkehrsmittel umgestiegen ist. Solange hier in Prag nichts dergleichen erfolgt, nichts gesperrt wird, kann man auch rein statistisch keinen Vergleich ziehen zu den Emissionen oder aber zur Anzahl der Verkehrsunfälle. In der Vergangenheit hatten wir zunächst mit Blockaden begonnen, um auf die Verkehrsprobleme aufmerksam zu machen, in den letzten Jahren setzen wir aber verstärkt auf Information und Aufklärung. Davon versprechen wir uns, dass wir den Druck sowohl auf die Regierung als auch auf die Verkehrsexperten soweit erhöhen, dass sie sich endlich dessen bewusst werden, dass auch wir ´normalen´ Bürger ein Recht auf ein gesundes Leben in der Stadt und auf mehr Sicherheit haben."

Ähnlich sieht es auch die Bürgervereinigung "Prager Mütter", die bereits am Donnerstag einen kleinen Protestmarsch durchgeführt hat. Hierbei zogen unzählige Mütter mit ihren Kinderwagen durch die Prager Innenstadt und wollten auf die Gefahren des innerstädtischen Verkehrs hinweisen. Jarmila Johnová, die Vorsitzende der Vereinigung sagte während der Aktion in die Mikrofone:

"Selbstverständlich haben wir Angst, deshalb führen wir diesen ´Gang mit den Kinderwagen´ durch. Wir wollen damit zeigen, wie entsetzlich gefährlich das Schieben eines Kinderwagens in Prag ist. Übrigens verweist auch die Statistik darauf, dass die Straßen hier bei uns für die Fußgänger wie auch die anderen Verkehrsteilnehmer weitaus gefährlicher als in anderen Ländern sind. Und für Kinder sogar um ein Vielfaches mehr. So müssen wir auf dieses Problem hinweisen, denn ansonsten ändert sich nichts!"

Erstaunliches, aber letzten Endes nicht unbedingt Überraschendes förderte darüber hinaus eine Aktion zu Tage, die von Dienstag bis Donnerstag in Prag unter dem Motto "Morgendliches Rennen mit der Zeit" durchgeführt wurde. Hierbei traten an den drei genannten Tagen jeweils vier Teilnehmer in der morgendlichen Verkehrsspitze der Moldaustadt gegeneinander an, um auf zwei festgelegten Trassen sowohl den Weg von der Prager Süd- als auch der Nordstadt zum im Stadtzentrum gelegenen Denkmal des hl. Wenzel zurück zu legen - der erste mit dem Fahrrad, der zweite mit dem Moped, der dritte mit dem Auto und der vierte mit den zur Verfügung stehenden öffentlichen Verkehrsmitteln. Und wer hat gewonnen? Der Mopedfahrer, der für die sechs Strecken insgesamt 1 Stunde und 26 Minuten benötigte, gefolgt vom Fahrradfahrer, der 30 Minuten länger brauchte, dem Bus- und Metrofahrer, der 70 Minuten zurücklag, und last but not least vom Autofahrer, der im Gestrüpp der Blechlawinen hängen blieb und 86 Minuten später eintraf. Nun, wenn das kein stichhaltiges Argument ist, endlich das Auto zu Hause stehen zu lassen?! Von der geringeren Luftverschmutzung und dem wegfallenden Ärger bei der Suche eines Parkplatzes ganz zu schweigen.