Wird sich Tschechien im möglichen Krieg gegen den Irak engagieren?

Spezialist bei der ABC-Waffen-Abwehr (Foto: www.army.cz)

Diese Frage, stellen sich also derzeit viele hierzulande - auch der Kommentator des Tschechischen Rundfunks Ivan Hoffmann. Seine Betrachtung zu diesem Thema liest Katrin Sliva:

Der Respekt der Amerikaner vor den Fähigkeiten tschechischer Spezialisten bei der ABC-Waffen-Abwehr kann uns selbstverständlich freuen. Nichtsdestotrotz ist dies kein Grund, diese in den Krieg zu schicken. Die politische Entscheidung in Regierung und Parlament darüber, wie auf das Ersuchen der USA um eine Änderung des Mandats der tschechischen Antichemie-Waffen-Einheit in Kuwait zu reagieren ist, wird ganz bestimmt sorgfältig und im breiteren Kontext der außenpolitischen Prioritäten Tschechiens erwogen werden.

Für einen Angriff auf den Irak sollte ein klarer Grund vorhanden sein, und zwar die Nichterfüllung der Resolution des UNO-Sicherheitsrates. Dies wäre dann der Fall, wenn die im Irak tätigen UNO-Inspektoren Beweise für die Herstellung atomarer, chemischer bzw. biologischer Massenvernichtungswaffen finden würden. Sollte dies geschehen, dann müsste es der UNO-Sicherheitsrat sein, der über die Art und Weise einer Reaktion entscheiden wird. Darüber ist sich die Mehrheit der Staaten dieser Welt, und auch die Mehrheit der NATO-Mitglieder und der europäischen Staaten einig. Außer, dass unsere Politiker auch die Position anderer Länder in Erwägung ziehen werden, und nicht nur die der Bush-Administration, werden sie sich bestimmt selbst die Frage stellen, welchem guten Ziel der Angriff auf den Irak dienen und was er im Gegenteil verursachen kann.

Wenn die Beseitigung des Saddam-Hussein-Regimes nachweislich zur Schaffung einer sichereren und gerechteren Welt beitragen könnte, sollten unsere Soldaten dabei nicht fehlen. Wenn aber das Signal zum Angriff nicht vom Sicherheitsrat, sondern nur vom Weißen Haus gegeben wird, dann ist es angebracht, ernsthaft darüber nachzudenken, ob man nicht lieber auf eine Teilnahme verzichten soll. Es wäre nämlich peinlich, erst im Nachhinein festzustellen, das sich hinter der feurigen Bush-Rhetorik über die Saddam-Hussein-Gefahr die Absicht verbirgt, Einfluss auf die Förderung des irakischen Erdöls zu gewinnen und gleichzeitig die Aufmerksamkeit der Amerikaner von den heimischen Problemen abzulenken. Dass der US-amerikanische Präsident diesem Verdacht ausgesetzt ist, das wissen unsere Politiker sehr wohl und werden dementsprechend mit höchster Vorsicht vorgehen. Sollten sie zum Fazit kommen, es sei nicht nötig, für billigeres Benzin des amerikanischen Autofahrers zu kämpfen, so werden wir dies nicht als Feigheit empfinden.

Autor: Ivan Hoffmann
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