Weinanbau in Tschechien nach dem EU-Beitritt

Der Bereich der einst restlos kollektivierten tschechischen Landwirtschaft galt als eines der außerordentlich schwierigen Kapitel der Beitrittsverhandlungen mit der EU. Dieses ist natürlich bereits abgeschlossen, wie auch die Beitrittsverhandlungen bereits Geschichte sind. Doch viele Anpassungsschritte stehen noch aus. Mit der Übernahme der EU-Marktrichtlinien werden einschneidende Änderungen in den einzelnen Branchen erst nach dem 1. Mai in vollem Umfang auf das Beitrittsland Tschechien zukommen. Eine große Herausforderung - auch für die tschechischen Winzer! Mehr dazu von Jitka Mladkova:

Die tschechischen Winzer müssen sich sputen. Am 15. Februar ist die letzte Frist abgelaufen, in der diejenigen, die einen neuen Weinberg anlegen wollen, eine Subvention beantragen konnten. Und bis 30. April sollte die Weinanbaufläche dann auch tatsächlich als solche bestehen. Die Zeit ist also für manche nach wie vor knapp, nicht alle von den etwa 2000 Antragstellern werden fristgerecht alles erledigen können. Den juristischen Rahmen für den tschechischen Weinbau wird dann ab 1. Mai das Weingesetz der EU bilden, das eine Ausdehnung der bestehenden Weinanbauflächen nicht mehr erlaubt. Diese werden an dem historischen Stichtag nach Expertenschätzungen rund 16 000 Hektar betragen. Der Vorsitzende der Böhmisch-Mährischen Winzerunion, Jiri Sedlo, ist jedenfalls mit dem erreichten Stand zufrieden:

"Am Tag unseres EU-Beitritts werden wir mit der Gesamtfläche der tschechischen Weinberge wieder einen Stand wie im vergangenen Jahrhundert erreichen, auch wenn diese Phase damals nur kurz andauerte. Es ist uns heute gelungen das zu erreichen, was wir erreichen wollten."

Mit einem Anteil von nur 0,002 Prozent an der gesamten Weltproduktion stellt der in Tschechien produzierte Wein - rund eine halbe Million Hektoliter - zwar nur den sprichwörtlichen Tropfen im Meer dar, doch auf dem Inlandsmarkt werden fast 50 Prozent der Nachfrage gedeckt. Mit dem EU-Beitritt werden sich den tschechischen Weinbauern bzw. Weinproduzenten neue Möglichkeiten erschließen, gleichzeitig aber werden diese auch auf eine Bewährungsprobe gestellt. Das Gebot der Stunde heißt, vor allem bei der tschechischen Klientel die Position zu halten. Große Ambitionen ausländische Märkte zu erobern hat man offensichtlich nicht. Jiri Sedlo, Vorsitzender der Böhmisch-Mährischen Winzerunion:

"Was die Qualität und die Preise anbelangt, so ist der tschechische Wein mit dem aus Österreich und Deutschland oder auch aus anderen EU-Ländern durchaus vergleichbar. Es ist aber nicht unser vorrangiges Ziel, zu exportieren. Viel mehr geht es uns um die Eingliederung in das System des EU-Binnenmarkts, und zwar in dem Sinne, dass hierzulande ein breites Angebot einschließlich ausländischer Weine vorhanden und umgekehrt der tschechische Wein wiederum z.B. in Frankreich, Belgien oder anderswo erhältlich ist."

Trotz der eher mäßig ambitionierten Ziele ist sich die tschechische Weinbranche der großen Herausforderung bewusst, die mit der bevorstehenden EU-Mitgliedschaft auf sie zukommt. Der Chef der Weinbauer- und Winzerunion sieht letzterer jedoch pragmatisch entgegen:

"Da sind die Schienen, auf welchen der Zug fahren wird. Wer sich anpasst, der passt sich eben an, und wer nicht, der wird überrollt."