Weihnachtskrippen im Museum der Karlsbrücke

Foto: Archiv des Museums der Karlsbrücke

In Tschechien nicht auszudenken: Weihnachten ohne Weihnachtskrippe. Diese Darstellung von Christi Geburt hat sich mit der Zeit entwickelt, für die Herstellung der Krippenfiguren wurden schon immer verschiedene Materialien von Holz bis Glas genutzt. Im Prager Museum der Karlsbrücke sind aber zurzeit auch eine Moldau-Fisch-Weihnachtskrippe, eine riesengroße Krippe aus Heu sowie weitere wertvolle Exponate zu sehen: in der Ausstellung mit dem Titel „Weihnachtskrippen aus drei Jahrhunderten“.

Moldau-Fisch-Weihnachtskrippe
Wenn man vor dem Altstädter Brückenturm rechts ein paar Treppen hinunter geht, kommt man direkt in ein Weihnachtskrippenparadies. Das Museum der Karlsbrücke zeigt seit Beginn des Advents viele und bunte Darstellungen von Christi Geburt. Museumsleiter Zdeněk Bergman:

„Wir stellen hier Weihnachtskrippen aus der Barockzeit sowie heutige Weihnachtskrippen aus. Damit dokumentieren wir, wie sich dieses Genre bis heute entwickelt hat. Es ist beachtenswert, dass das Krippenbauen auch heute noch lebendig ist.“

Der erste, der Christi Geburt dargestellt hatte, war der heilige Franziskus von Assisi. Er inspirierte die Krippenbauer in der ganzen Welt, darunter auch Andrzej Wrzecionek. Der polnische Künstler hat sechs Monate lang an einer Weihnachtskrippe aus Heu gearbeitet, die nun im Museum in der Grotte der Kirche St. Franziskus zu bewundern ist:

„Der heilige Franziskus versuchte, die Weihnachtskrippe in einfacher Form darzustellen. Ich habe mich bemüht, an diese Tradition anzuknüpfen. Meine Krippenfiguren sollen einfach und lebendig sein. Ich finde, dass der Mensch kein Christ zu sein braucht, um Weihnachtskrippen zu verstehen. Ich stamme aus Polen, das als tief religiöses Land gilt. Zu Hause aber stelle ich meine Weihnachtskrippen gar nicht aus, sondern in Tschechien oder beispielsweise in Frankreich, also in Ländern, die eher als sehr weltlich orientiert gelten. Die Weihnachtskrippen wecken in diesen Ländern aber großes Interesse.“

Foto: Archiv des Museums der Karlsbrücke
Kein Wunder, denn Wrzecioneks Figuren aus duftendem Heu sind in Lebensgröße. Auch im Prager Museum wird sein Werk von den Besuchern am meisten bewundert.

Die anderen Exponate stammen vom Verein der tschechischen Krippenbauer. 44 Mitglieder des Vereins stellen im Museum insgesamt 61 Weihnachtskrippen aus. Milan Zábranský leitet den Verein:

Weihnachtskrippe aus dem ´Vizovice-Teig´
„Es gibt hier aus Holz geschnitzte Krippen sowie viele Krippen aus Keramik und aus getrockneten Maisblättern. In vielen Museen im Ausland wird die Weihnachtskrippe aus Maisblättern als etwas typisch Tschechisches präsentiert. Dies entspricht jedoch nicht der Wirklichkeit, denn derartige Weihnachtskrippen stammen ursprünglich aus Ungarn. In Böhmen wurden Weihnachtskrippen früher fast ausschließlich aus Holz geschnitzt. Eine typisch mährische Erfindung ist aber der so genannte ´Vizovice-Teig´, aus dem auch Weihnachtskrippen gebastelt wurden. Alles, was hier zu sehen ist, wurde mit viel Freude und Begeisterung zusammengestellt.“

Neben den selbstgemachten Weihnachtskrippen sind im Museum auch mehrere historische Weihnachtskrippen aus den Sammlungen der Vereinsmitglieder zu sehen. Die älteste davon stammt aus der späten Barockzeit.


Die Ausstellung im Museum der Karlsbrücke in Prag ist noch bis zum 6. Februar 2012 geöffnet. Alle Besucher erhalten zusammen mit der Eintrittskarte noch ein Weihnachtsgeschenk: ein Ticket für eine Moldau-Schifffahrt.

Fotos: Archiv des Museums der Karlsbrücke