Wald- und Holzarbeiter demonstrieren gegen geplante Entlassungswelle

Jaroslav Palas und  demonstrierende Wald- und Holzarbeiter (Foto: CTK)
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Am Dienstagnachmittag stand der Prager Innenstadt wieder einmal eine größere Demonstration ins Haus. Denn für die Zeit ab 13 Uhr hatten die Gewerkschafter der Forstwirtschaft und Holz verarbeitenden Industrie eine Kundgebung vor dem tschechischen Landwirtschafsministerium angekündigt, bei der sie gegen die veränderte Geschäftspolitik des staatlichen Unternehmens Lesy CR protestieren wollten. Zu den Hintergründen dieser Protestaktion informiert Sie Lothar Martin.

Jaroslav Palas und demonstrierende Wald- und Holzarbeiter  (Foto: CTK)
Mehr als 1000 Wald- und Holzarbeiter trafen mit Dutzenden Bussen am Dienstag in der tschechischen Hauptstadt ein, um ihrem Unmut über die ihrer Meinung nach ihre Existenz gefährdende Politik der Firma Lesy CR Luft zu machen. Was sie dabei zu beanstanden haben, dazu sagte der stellvertretende Vorsitzende der forstwirtschaftlichen Gewerkschaftsverbände, Alfons Kokoska:

"Die Entwürfe der neuen Geschäftsverträge, die uns bis Ende des vergangenen Jahres vorgelegt wurden. Nach dem Studium dieser Vertragsvorschläge sind wir zu der Meinung gelangt, dass die neuen Verträge Tausende von Arbeitsplätzen der in der Forstwirtschaft Beschäftigten gefährden könnten."

Dieser Meinung hielt das Landwirtschaftsministerium über seinen Sprecher Martin Severa entgegen, dass die Protestaktion unangemessen sei, da weder Wald- noch Holzarbeiter mit einer Entlassungswelle zu rechnen hätten. Das Ministerium sei vielmehr bemüht, einen fairen Wettbewerb durch die Ausschreibung von Aufträgen für Wald- und Holzarbeiten zu erreichen. Mehrere Kontrollen hätten nämlich gezeigt, dass ein Großteil von Aufträgen wiederholt ohne ein entsprechendes Auswahlverfahren vergeben und dabei das Holz von noch stehenden Wäldern sozusagen im Voraus verkauft worden sei. Die Gewerkschafter aber trauen den Versprechungen nicht, wie Kokoska erklärte:

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"Wir glauben das nicht. Denn die Vertreter einzelner Firmen wurden zu uns geschickt, um mit uns die Möglichkeit von Massenentlassungen zu erörtern."

Aus diesem Grund wurde für Dienstag die erste Protestkundgebung in der 15-jährigen Geschichte des tschechischen Gewerkschaftsverbandes Holz-Wälder-Wasser vorbereitet. Wie deren Vorsitzender Rudolf Kyncl versicherte, sollten dabei nicht nur die Stimmbänder zum Einsatz kommen:

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"Die Demonstrierenden bringen ihr Arbeitsgerät mit. Und das werden nicht nur die Schutzhelme sein, sondern zum Beispiel auch Motorsägen, die dem Herrn Minister in den Ohren dröhnen werden, falls sie zum letzten Male benutzt werden sollten."

Im Staatsunternehmen Lesy CR sind derzeit rund 25.000 Arbeitnehmer angestellt, die ungefähr die Hälfte der tschechischen Wälder bearbeiten. Jährlich werden von ihnen bis zu 7,5 Millionen Kubikmeter Holz gefällt, mit denen ein jährlicher Ertrag von ca. fünf Milliarden Kronen (rund 165 Millionen Euro) erwirtschaftet wird.