Wagners Parsifal nach fast 100 Jahren wieder auf der Bühne des Prager Nationaltheaters

Parsifal (Foto: Musical Criticism)

Der "Parsifal" von Richard Wagner: Nach dem ausdrücklichen Willen Wagners sollte sein letztes Bühnenwerk ausschließlich in Bayreuth aufgeführt werden. Dieses Gebot wurde zwar kurz nach dem Tod des Komponisten und gegen den Willen seiner Erben in einigen Theatern der Welt verletzt. In Prag wartete man allerdings 30 Jahre ab, bis die Schutzfrist nach dem Tod des Komponisten abgelaufen war. 1914 wurde Parsifal gleich zweimal erstaufgeführt – in der Neuen Deutschen Oper und im Nationaltheater. Fast einhundert Jahre hat es aber dann im ersten tschechischen Theaterhaus am Moldau-Ufer gedauert, bis die Oper erneut einstudiert wurde. Am Samstag war die Premiere des Parsifal im Nationaltheater. Die Aufführung wurde zu einem großen Erfolg beim Publikum und erhielt von den Kritikern großes Lob.

Parsifal  (Foto: Musical Criticism)
„Ich glaube, dass der `Parsifal` ein sehr aktuelles Werk ist, denn das Thema der Einkehr und der Suche nach einem Weg zur Heilung der Seele ist in der heutigen abgehetzten Welt gegenwärtig, und meiner Meinung nach grundlegend“, das sagt der Leiter der Oper des Nationaltheaters und Regisseur der neuesten Aufführung, Jiří Heřman.

Das Festspiel, in dem sich Motive aus dem mittelalterlichen Epos von Wolfram von Eschenbach mit buddhistischen Mythen verbinden, ist im Nationaltheater fast hundert Jahre lang nicht mehr aufgeführt worden. Warum musste das Publikum so lange warten? Dazu Jiří Heřman gegenüber dem Tschechischen Fernsehen:

„Es liegt an den hohen Ansprüchen der Oper. Sie ist ein sehr spirituelles Werk, das nicht so häufig aufgeführt wird. Wie Wagner selbst sagte, handelt es sich um ein Weihfestspiel. Es ist ein Fest für jedes Opernhaus, es aufzuführen, es handelt sich um kein alltägliches Opernwerk, das ins übliche Repertoire gehört, da es sich auf Ostern und den Karfreitag bezieht. Und man kann sagen, dass es sich um ein sehr kontemplatives Werk handelt, das sowohl bezüglich der Besetzung der Gesangsrollen, als auch der Bühnengestaltung sehr anspruchsvoll ist.“

Eva Urbanová
Vor sechs Jahren wurde im Nationaltheater Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ gespielt. Musikalisch einstudiert wurde die Tetralogie vom US-amerikanischen Dirigenten und jetzigen Chef der Norwegischen Oper in Oslo, John Fiore. Fiore kam nun auch nach Prag, um den „Parsifal“ zu leiten:

„Es gibt dort einen wunderbaren Kontrast zwischen der sehr spirituellen und der sehr sensuellen Musik.“

Mit seiner Dauer von fünf Stunden erhebt das Werk auch an das Publikum, aber vor allem an die Interpreten hohe Ansprüche. Unter der Leitung von John Fiore singen ausländische Wagner-Experten sowie Solisten des Prager Nationaltheaters. Die Frauenhauptrolle der Kundra hat die führende tschechische Sopranistin Eva Urbanová übernommen.

„Die Musik im Parsifal ist so schön. Ich halte sie fast für himmlische Musik. Wenn man sich von der Musik hinreißen lässt, sind fünf Stunden keine lange Zeit.“

Die Vorstellung wird in dieser Saison noch fünfmal wiederholt, unter anderem am Karfreitag am 22 April.