Vor 25 Jahren wurde der kommunistische Geheimdienst StB aufgelöst

Foto: Tschechisches Fernsehen

Er war eine berüchtigte Institution des kommunistischen Regimes: der Geheimdienst StB. Vor 25 Jahren wurde die tschechoslowakische Staatssicherheit offiziell aufgelöst.

Foto: Tschechisches Fernsehen
Seit der Machtübernahme durch die Kommunisten im Februar 1948 war die Staatssicherheit – im tschechischen „Státní bezepečnost“ – ein wichtiges Element im repressiven Apparat des kommunistischen Regimes. In den 1950er Jahren beseitigte der Geheimdienst in Zusammenarbeit mit sowjetischen Beratern unbequeme Personen durch politische Schauprozesse.

In der Zeit der sogenannten „Normalisierung“ in den 1970er Jahren versuchte die Staatssicherheit die Bürger systematisch einzuschüchtern. Gegen die Regimekritiker griff sie hart durch. Zu den Verfolgten gehörte damals auch der Dissident, Journalist und spätere Politiker Jan Ruml:

Jan Ruml  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Ich wurde ständig verfolgt. Meine Wohnung wurde abgehört. Wegen sogenannter ´Untergrabung der Republik´ saß ich ein Jahr lang in der Haft. Ich und die Stasi, wir hatten uns einfach überhaupt nicht gern.“

Jan Ruml durfte aus politischen Gründen nicht studieren, er arbeitete darum unter anderem als Heizer. Auch dabei machte er Erfahrungen mit der Stasi:

„Ich war eine Zeit lang Heizer in der Gaststätte U svatého Tomáše auf der Kleinseite. Dort haben zwei junge Köche gearbeitet. Einmal sagten sie zu mir: ´Wir sind Söhne eines StB-Offiziers, und unser Vater hat uns heute morgen gesagt, er werde in der Nacht nicht Hause kommen. Gib also acht! ´ Wir haben dann die Wohnung aufgeräumt und tatsächlich: Um vier Uhr morgens brachen die StB-Leute die Tür auf und durchsuchten die Wohnung. Einige Sachen haben sie durchaus mitgenommen, aber natürlich nicht das, was wir unbedingt behalten wollten.“

Richard Sacher  (Foto: ČT24)
Am 17. November 1989 beteiligte sich die Staatssicherheit an der brutalen Unterdrückung der Studentendemonstration in Prag, mit der die Samtene Revolution begann. Die Angst vor dem allmächtigen Geheimdienst StB verschwand jedoch nicht von einem Tag auf den anderen. Die Übergangsregierung des nationalen Einverständnisses, die dem kommunistischen Regime folgte, entschied in den ersten Wochen darüber, wie mit dem StB umzugehen sei Am 1. Februar verkündete der damalige Innenminister Richard Sacher im Tschechoslowakischen Rundfunk:

Foto: ČT24
„Sehr geehrte Mitbürger, nach der Auflösung des sogenannten ´inneren Nachrichtendienstes´ habe ich per Befehl auch die übrigen Sektionen der Staatssicherheit aufgelöst.“

Jan Ruml wurde im April 1990 dann Vizeinnenminister. Er habe damals das Problem der Stasi-Mitglieder so zu sagen geerbt, erinnert er sich:

„13.000 Stasileute saßen zu Hause und warteten auf den Telefonanruf. Ich sollte das Problem irgendwie lösen. Rund 8500 von ihnen habe ich nach der Überprüfung durch die Kommissionen entlassen. Alle diejenigen, die gegen den sogenannten ´inneren Feind´ gekämpft hatten, mussten sofort gehen. Einige sind von selbst gegangen. Eine bestimmte Gruppe ist jedoch geblieben, denn man konnte sie damals durch niemanden ersetzen.“

Pavel Žáček  (Foto: Anna Duchková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Mit harter Kritik aus der Öffentlichkeit waren die ehemaligen Stasileute nur Anfang der 1990er Jahre konfrontiert. Inzwischen haben sie sich verhältnismäßig erfolgreich in verschiedenen Bereichen durchgesetzt, meint Historiker Pavel Žáček. Es sei die Frage, inwieweit ihnen dabei Informationen zu Gute kamen, sie sie während ihrer Tätigkeit bei der Staatssicherheit gesammelt haben, so der Historiker gegenüber der Tageszeitung Lidové noviny (Montag-Ausgabe). Den Experten zufolge arbeiten zurzeit rund 5000 ehemalige Stasileute bei der Polizei oder beim Nachrichtendienst.