Von Dissidentenkontakten zu zwischenstaatlichen Beziehungen - Die tschechisch-polnischen Beziehungen nach 1989

Lech Kaczynski, Livia Klausova, Maria Kaczynski und Vaclav Klaus (v.l.n.r.), Foto: CTK

Dass Tschechien nach dem Vatikan und den USA das erste Land ist, das der polnische Präsident besucht, ist kein Zufall: Beide Staaten verbindet eine Reihe historischer wie kultureller Gemeinsamkeiten, die sich auch in den bilateralen Beziehungen seit 1989 widerspiegeln.

Lech Kaczynski,  Livia Klausova,  Maria Kaczynski und Vaclav Klaus  (v.l.n.r.),  Foto: CTK
Als im November 1989 der "Eiserne Vorhang" fiel und die Tschechoslowakei und Polen sich nach Jahrzehnten des Kommunismus als souveräne Staaten begegneten, konnten sie ihre Beziehungen auf ein festes Fundament gründen. Seit 1968 hatten Regimegegner beider Länder intensive Kontakte gepflegt, die sich jetzt auch für die zwischenstaatlichen Beziehungen bezahlt machten. Alexander Vondra, ehemaliger Sprecher der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 und nach der Wende u.a. tschechischer Botschafter in den USA:

"An diesen Treffen nahmen Menschen teil, die später, nach 1989, in die Politik gegangen sind und aus der Dissidentenzeit alle dieselbe Erkenntnis mitgebracht haben: dass nämlich Tschechen und Polen viele Gemeinsamkeiten haben und es immer besser ist zusammenarbeiten statt zu konkurrieren. Natürlich gab es wunde Punkte in der gemeinsamen Geschichte: den Streit, um das Teschener Gebiet in der Zwischenkriegszeit, den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei 1968. Aber die Zusammenarbeit der Dissidenten hat geholfen, eine ganz andere, fruchtbare Atmosphäre in die tschechisch-polnischen Beziehungen zu bringen und ich denke, darauf kann man noch heute bauen."

Zuletzt erinnerten Politiker beider Länder an die Bedeutung den damaligen Dissidentenaustausch bei den Feiern zum 25. Geburtstag der polnischen Gewerkschaft Solidarität, zu deren Gründungsmitgliedern der neue polnische Präsident Lech Kaczynski zählt.

Inhaltlich war das Verhältnis beider Länder nach 1989 geprägt von gemeinsamen Bemühungen um die Integration in euroatlantische Strukturen. Auch wenn die tschechische Seite der Idee einer intensiven Zusammenarbeit im Rahmen der sog. "Vysegrad-Staaten" (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn) - zunächst skeptisch gegenüber stand. So betrachtete Vaclav Klaus, Regierungschef in den Jahren 1993-1997, den Nato- und EU-Beitritt beider Länder zunächst als individuelle Angelegenheit und brüskierte damit den polnischen Nachbarn. Die seit 1995 intensivierte Zusammenarbeit mündete schließlich in den gemeinsamen Beitritt beider Staaten zur NATO im Jahr 1999 und in die EU fünf Jahre später.

Heute zählt Polen traditionell zu den ersten Ländern, die tschechische Präsidenten und Regierungschefs nach ihrem Amtsantritt besuchen.