Verschwundene Geschichte wird lebendig

0:00
/
0:00

Die Geschichte des tschechisch-österreichischen Grenzgebietes zeigt in diesem Monat eine Ausstellung in der südböhmischen Stadt Ceske Budejovice / Budweis. Rund 35 Fotografien führen die Besucher in die Tschechoslowakei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bara Prochazkova berichtet:

Die Ausstellung hat sich zum Ziel gestellt, das verschwundene tschechisch-österreichische Grenzgebiet zu zeigen. Vor allem auf den Bildern des Böhmerwald-Fotografen Josef Seidel wird Geschichte lebendig. Die Fotografien zeigen heute verschwundene Dörfer, aber auch inzwischen vom Hochwasser zerstörte Kirchen oder andere Sehenswürdigkeiten, die es heute nicht mehr gibt, erklärt der Vorsitzende des Vereins TAM-TAM, Roman Podhola:

"Es sind auf der einen Seite Bilder von Dörfern, Städten, Häusern oder Sehenswürdigkeiten. Des Weiteren sind es Fotografien, die die Arbeit im Wald oder in den Fabriken dokumentieren. Auf den Bildern kann man also sowohl das Leben der Menschen als auch Gebäude sehen."

Die ersten Fotografien stammen von der Wende zum 20. Jahrhundert und die jüngsten wurden kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in der Region gemacht. Die Vertreibung der Deutschen aus Südböhmen ist daher nur punktuell ein Thema, vielmehr zeigen die Bilder eine nicht mehr existierende Landschaft, fügt Podhola hinzu:

"Um ehrlich zu sein, kam bei der Auswahl der Bilder ein wenig Sehnsucht nach den alten Zeiten auf. Aber so sentimental sind wir auch wieder nicht. Ich glaube aber, dass es schön ist, die Fotos zu sehen. Gleichzeitig sollte man den Menschen ins Gedächtnis rufen, was es früher gab und was heute schon unwiederbringlich verschwunden ist."

Im südböhmischen Verein TAM-TAM, der die Ausstellung zusammengestellt hat, treffen sich Fotografen, Journalisten und Geisteswissenschaftler, die sich für die Geschichte der Region interessieren und sie auch weiter erforschen wollen. Sie organisieren Ausstellungen, geben Publikationen heraus und veranstalten Diskussionen. Das Ziel für die kommenden Monate und Jahre ist es für TAM-TAM, eine intensive Zusammenarbeit mit bayerischen und österreichischen Vereinen aufzunehmen, um die gemeinsame Geschichte auch gemeinsam zu erforschen.

Die erwähnte Ausstellung über die Geschichte des tschechisch-österreichischen Grenzgebietes ist in Budweis, in der Galerie "U beranka" / "Zum Lamm" noch bis Ende August zu sehen.