Verkehrspolizei: Neuer Chef startet - und wirft Zweifel auf

Es gibt kaum eine Einheit der Polizei, die stärker in der Kritik steht als die Verkehrspolizei. Sie gilt als besonders korruptionsanfällig und zugleich fehlt sie angeblich an allen Ecken und Enden. Weil die Zahl der Verkehrstoten in der ersten Hälfte dieses Jahres steil nach oben gestiegen ist, musste der frühere Chef der Verkehrspolizei, Zdenek Bambas, vor Monatsfrist seinen Hut nehmen. Am Montag hat der neue Chef, Martin Cervicek, sich und seine Ziele der Öffentlichkeit vorgestellt.

Martin Cervicek  (Foto: CTK)
35 Jahre jung ist Martin Cervicek, aber fast die Hälfte seines Lebens hat er in Diensten der tschechischen Polizei verbracht. Als ausgesprochener Verkehrsfachmann gilt er allerdings nicht, zuletzt leitete er die Kriminalpolizei im ostböhmischen Nachod.

Bei der Pressekonferenz in Prag sprach Martin Cervicek rund eine Stunde, und den Rest des Tags durfte er noch mehrfach live im Fernsehen erläutern, wie er Ordnung auf die Straße und in seine Polizeitruppe bringen will. Das Ergebnis ist allerdings ernüchternd. Ausdrücklich sagte Cervicek nämlich nur, wie die Straßenkontrollen in Zukunft ablaufen sollen: kaum mehr große Aktionen, die in Tschechien unter dem Namen "Krystof" bekannt wurden, sondern, so Cervicek:

"Wir werden an den risikoreichsten Stellen stehen und uns den Passagen widmen, an denen es zu den Unfällen mit den schwersten Folgen auf den Straßen kommt."

Martin Cervicek  (links) und Oldrich Martinu  (Foto: CTK)
Das war die wohl deutlichste Aussage, die Martin Cervicek machte. Den großen Rest bildeten allgemeine Phrasen vom Typ "Wir wollen den Arbeitsstil der Verkehrspolizei ändern" oder "Wir wollen offen mit der Öffentlichkeit kommunizieren" aus. Die Frage des "Wie" beantwortete der neue höchste Verkehrspolizist im Lande nicht. Und das ist allein schon deswegen erstaunlich, weil Polizeipräsident Oldrich Martinu behauptet:

"Herr Cervicek hat mich mit der Darstellung seiner Konzeption überzeugt."

Allerdings, so sagte Martinu auch, sei Martin Cervicek der einzige Bewerber für den Posten des Verkehrspolizeichefs gewesen. Die tschechischen Zeitungen hat das bereits zu ätzenden Kommentaren veranlasst. Zu zeigen, dass seine Ernennung keine Notlösung war, wird Cervicek nun zusätzlich belasten.

Dabei sind die Aufgaben, die auf ihn zukommen, ohnehin äußerst schwer. Seit Jahren wird der Verkehrspolizei vorgeworfen, ausgesprochen leicht bestechlich zu sein. Dieses Bild durch konkrete Maßnahmen zu korrigieren, hat Cerviceks Vorgänger jahrelang nicht bewältigt. Im ersten Schritt würde es aber sicher reichen, wenn es dem neuen Chef tatsächlich gelänge, die Todeszahlen auf den tschechischen Straßen wieder zu senken.

Ausgerechnet das vergangene Wochenende war mit insgesamt 13 Toten eines der tragischsten in diesem Jahr. Insgesamt kamen von Januar bis Juli dieses Jahres 612 Menschen auf den tschechischen Straßen um, im selben Zeitraum im vergangenen Jahr waren es nur 507, also 21 Prozent weniger. Dabei war am 1. Juli 2006 eine neue, schärfere Straßenverkehrsordnung eingeführt worden und mit ihr der Punkteführerschein. Einen nicht geringen Teil der Schuld dafür, dass dies nicht gegriffen hat, sehen Verkehrsfachleute gerade bei der Polizei. Immerhin hat Cervicek bereits versprochen, die Zahl der Verkehrspolizisten zu erhöhen.