Verkehrsexperten drängen auf Einführung von Führerschein auf Probe

Foto: PublicDomainPictures, Pixabay / CC0

In Prag wurde jüngst ein 18-Jähriger zu einem Jahr Haft verurteilt, weil er einen Verkehrsunfall verursacht hatte. Dabei waren zwei Menschen ums Leben gekommen. Es ist hierzulande leider kein Einzelfall, dass junge Menschen negativ im Straßenverkehr auffallen. Deshalb soll nun der Führerschein auf Probe eingeführt werden.

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Jeder siebte Autounfall in Tschechien wird von einem Fahrer verursacht, der jünger ist als 24 Jahre. Das belegen unter anderem die Statistiken der Polizei. Das Verkehrsministerium schlägt daher vor, den Führerschein-Neulingen noch eine Zeitlang gründlich auf die Finger zu schauen:

„Wir schlagen zunächst den Führerschein auf Probe vor. Dazu hat uns die Praxis in Großbritannien inspiriert. Das heißt, nach der Ausgabe des Führerscheins unterliegt der Fahranfänger einer zweijährigen Probezeit. In dieser Periode darf er sich anstatt zwölf Punkten nur höchstens sechs Punkte im Register erlauben“,

erläutert die Sprecherin des Verkehrsministeriums, Lenka Rezková, die geplante Einführung einer strengeren Regelung. In der Probezeit müsse der Führerschein-Neuling zudem noch eine weitere Schulung absolvieren – höchstwahrscheinlich auf einer Teststrecke. Der Vorsitzende des Verbandes der Autoschulen, Ondřej Horázný, kritisiert jedoch das Vorhaben:

Ondřej Horázný  (Foto: ČT24)
„Es ist absolut inakzeptabel, dass hier nur die Beherrschung von schwierigen Situationen trainiert werden soll. Das hat absolut keinen Sinn.“

Horázný drängt vielmehr darauf, sich in der zweijährigen Probezeit am österreichischen Modell zu orientieren. Dem zufolge müssen die frischegebackenen Führerscheinbesitzer nach Erhalt des Ausweises noch drei obligatorische Kurse besuchen:

„Ich verweise darauf, dass es sich dabei um eine Weiterbildung handelt, nicht aber um ein repressives Einschreiten. Im ersten Kurs vertieft man das defensive Fahren. Hier erlernt man das Abwägen von Risiken, das soziale Verhalten im Verkehr und anderes mehr. Der zweite Kurs vermittelt eine sichere Fahrweise. Und darauf folgt ein psychologisches Verkehrsseminar, bei dem das risikohafte Verhalten von Fahrneulingen analysiert wird.“

Nach Meinung von Experten des Zentrums für Verkehrsforschung wäre es wohl am besten, Fahranfängern mit beiden Komponenten zu begegnen, also mit repressiver Abschreckung wie auch mit Bildungsprogrammen. Die Verkehrspsychologin Veronika Kurečková nennt ein Beispiel:

Veronika Kurečková  (Foto: Archiv von Veronika Kurečková)
„Das gilt in gleichem Maß für die Frage, ob man nicht einige Verkehrsverstöße strenger bewerten sollte. Vor allem solche, die zu schweren Verkehrsunfällen führen können, wie beispielsweise erhöhte Geschwindigkeit.“

Zudem verweist Kurečková auf eine weitere Maßnahme aus dem Ausland:

„Sehr gut bewährt hat sich, dass junge Fahrer nach schweren Verkehrsverstößen, die sie begangen haben, ein sogenanntes Rehabilitierungsprogramm absolvieren müssen. Das ist ein therapeutisches Bildungsprogramm, bei dem sehr stark an der Einstellung dieser Fahrer gearbeitet wird.“

Wann diese oder ähnliche Änderungen in die Praxis umgesetzt werden, ist noch nicht bekannt. Über den Führerschein auf Probe spricht das Ministerium schon einige Jahre, und auch eine Gesetzesnovelle liegt schon in der Schublade. Nun aber wartet man auf eine handlungsfähige Regierung, die dieses Vorhaben auch anpacken will.