Verdorbene Urlaubsfreude oder Strich durch die Rechnung

Illustrationsfoto: Jitka Hrabánková

Dieser Tage ist ein heftiger Streit zwischen Justizminister Pospíšil und dem Verband der tschechischen Reisebüros entbrannt. In diesem Streit geht es um die „verdorbene Urlaubsfreude“. Mögliche Differenzen von Klienten mit Reisebüros sollen künftig in einer Gesetzesnovelle geregelt werden. Damit wolle man den Klienten eine finanzielle Entschädigung zusichern, wenn ein Reisebüro nicht das hält, was es vordem in seinem Angebot versprochen hat. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk haben der Justizminister und der Sprecher des Verbandes der Reisebüros, Tomio Okamura, ihre Argumente geäußert – für und gegen die Neuregelung.

Verschmutztes Meer, ungenießbares Essen oder ein Zimmer voller Schaben, das und viel mehr könnten bald die Gründe sein, warum Kunden tschechischer Reisebüros eine Entschädigung beanspruchen können. Der tschechische Justizminister Jiří Pospíšil bereitet eine entsprechende Gesetzesnovelle vor, die – wie er gegenüber dem Tschechischen Rundfunk sagte – „die meisten zivilisierten Länder Europas bereits haben“.

„Man kann über das Vorhaben lachen oder es einfach so abtun, wie es Vertreter einiger Reisebüros machen, aber man muss auch sagen, dass es eine entsprechende Gesetzesregelung in der zivilisierten Welt bereits gibt: Wenn ein Reisebüro etwas versprochen hat und es anschließend nicht erfüllt, dann hat der Kunde das Recht auf eine Entschädigung. So etwas gilt in ganz Europa und ich sehe keinen Grund dafür, dass der tschechische Bürger geringere Rechte hat als zum Beispiel ein Deutscher, ein Österreicher oder ein Franzose.“

Einwände wie etwa der, die neue Regelung komme gerade in der globalen Krise, von der die Tourismusbranche mehr als viele andere betroffen sei, weist der Justizminister zurück:

„Seit zehn Jahren arbeitet unser Justizministerium an einem neuen Bürgerlichen Gesetzbuch. Das ist ein Kodex von elementarer Bedeutung, der das Leben aller Bürger von Grund auf verändern wird. Das vorbereitete ´Urlaubsgesetz´ ist nur eine sehr kleine Teilregelung. So eine umfassende Novelle kann man nicht davon abhängig machen, ob wir eine Krise haben oder nicht. Auch das Recht der Bürger kann nicht allein aus dem Grund beschnitten werden, dass das Wirtschaftswachstum anders ist als es sich die Regierung vorstellt.“

Die gesetzliche Initiative des Justizministeriums hat aber negative Reaktionen vieler Reisebüros ausgelöst. Der Sprecher ihres Verbandes, Tomio Okamura, bezeichnete den Vorschlag zur Entschädigung für einen „verdorbenen Urlaub“ als „wahnsinnige Idee“. Ihm gehe es aber nicht darum, die Rechte der Kunden zu beschneiden, sagte er gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

„In der EU wird derzeit eine Novelle der gültigen Richtlinie über die Reisebüros vorbereitet, die ungefähr 2012 in Kraft treten soll. Daraus wird sich für die Tschechische Republik die Pflicht ergeben, die neue Richtlinie in das tschechische Gesetz zum Fremdenverkehr zu implementieren. Deshalb lehnen wir irgendwelche Vorschläge einer kleinen Zehn-Millionen-Einwohner-Republik ab. Wir wollen auf das neue europäische Gesetz warten.“

Dieses ist allerdings frühestens in zwei Jahren zu erwarten.