Veilchen für Buzkova und Merkel: Prager Ausstellung zu Gewalt gegen Frauen

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat anlässlich des Internationalen Frauentags in einer Prager U-Bahn-Station eine Ausstellung organisiert, um auf das Problem der Gewalt gegen Frauen hinzuweisen. Eröffnet wurde sie unter anderem von Schulministerin Petra Buzkova. Mit ihr hat Gerald Schubert gesprochen.

Ein Zwischengeschoss in der U-Bahnstation Florenc, einem zentralen Prager Umsteigeknoten. Amnesty International Tschechien hat Wert darauf gelegt, die Ausstellung an einer möglichst belebten Stelle zu platzieren. Wichtigster Blickfang sind zwei großformatige Fotos von zwei bekannten Politikerinnen: Portraits der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und der tschechischen Schulministerin Petra Buzkova lächeln die Passanten an. Die Bilder verändern sich aber für die vorübergehenden Betrachter, aus anderer Perspektive haben die beiden Damen plötzlich Platzwunden und blau geschlagene Augen. Petra Buzkova:

"Dieses Projekt weist auf recht außergewöhnliche und vielleicht auch drastische Art darauf hin, dass Gewalt gegen Frauen nach wie vor ein aktuelles Problem ist, vor dem die Öffentlichkeit nicht die Augen verschließen sollte. Als ich mich selbst auf dieser Fotografie gesehen habe, mit diesem riesigen blauen Auge, da bin ich fast ein bisschen erschrocken. Wahrscheinlich werden mich jetzt eine Menge Leute anrufen und fragen, wer mich geschlagen hat. Jedenfalls hoffe ich, dass diese Kampagne dazu beiträgt, dass die Menschen über das Problem mehr nachdenken."

Gewalt gegenüber Frauen ist in Tschechien kein Massenphänomen, sagt Ministerin Buzkova, sehr wohl aber eines, das gerne verdrängt und verschwiegen wird. Der Internationale Frauentag scheint aber manchen kein geeignetes Forum zu sein, um das Problem zu diskutieren:

Petra Buzkova
"In der Tschechischen Republik hat dieser Tag einen schalen Beigeschmack. Das hat mit der Art und Weise zu tun, wie er zur Zeit des kommunistischen Regimes gefeiert wurde. Dieses Regime hat stets erklärt, wie sehr es die Emanzipation der Frauen unterstützt. In Wirklichkeit aber hat es nur erlaubt, dass die Frauen genauso harte Arbeit verrichten wie die Männer. Wir hatten Kranführerinnen und Traktorlenkerinnen, aber unter den damaligen Generaldirektoren gab es natürlich keine Frauen."

Der Internationale Frauentag war zu dieser Zeit ein Hohn, sagt Buzkova. An jeder Arbeitsstelle, in jedem Büro wurde er gefeiert - und zwar verpflichtend:

"Jede Frau bekam eine Nelke, und dann haben sich die Männer betrunken und haufenweise Brötchen gegessen. Aus diesem Grund gibt es hier gegen den Internationalen Frauentag auch eine verhältnismäßig starke Ablehnung. Das ist aber nicht die Schuld des Frauentags, und meiner Meinung nach ist es gut, dass es diesen Tag gibt. Hierzulande wurde er zwar früher sehr profan begangen, aber kommende Generationen wird das nicht mehr interessieren."

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