Unterstützung menschlicher Quellen? Aktuelle Lage im Wissenschaftsbereich

Als die sozialdemokratische Regierung an die Macht kam, erklärte sie die Förderung der sog. menschlichen Ressourcen zu einer ihrer Prioritäten. Dazu gehört zweifelsohne auch die Wissenschaft und Forschung. Wie ist es Mitte des Jahres 2002 in diesem Bereich um Tschechien bestellt?

Der Mangel an Finanzen könne die tschechische Wissenschaft von den entwickelten Ländern entfernen und Tschechien um fähige Wissenschaftler bringen. Darauf verwies die Präsidentin der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, Hana Illnerová, auf einem Akademietag vor etwa einem Monat. Das Kabinett hatte zwar der tschechischen Wissenschaft 0,7 Prozent des Brutto-Inlandsproduktes zugesagt, in diesem Jahr wurden jedoch nur 0,54 Prozent herausgegeben und für das kommende Jahr kann man mit 0,57 Prozent rechnen. Und zwar trotz der Verpflichtungen gegenüber der EU, in der die Ausgaben in diesem Bereich 0,9 % des Brutto-Inlandsprodukts ausmachen und kontinuierlich steigen. Der Vorsitzende des parlamentarischen Ausschusses für Wissenschaft und Forschung, Petr Mateju, von der rechten Oppositionspartei, der Freiheitsunion, zieht die Unterfinanzierung nicht in Zweifel. Ihm zufolge fehle der tschechischen Wissenschaft jedoch vor allem eine institutionelle Reform. In dieser Hinsicht unterscheide sich die jetzige Regierung nicht von den früheren, sagt Mateju:

"Unsere Wissenschaft hat sich bisher institutionell nur sehr wenig transformiert. Konkret ausgedrückt: Nach Angaben des Jahresberichts über die Konkurrenzfähigkeit gehören wir - was die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Forschungsinstituten und Unternehmen betrifft - zu den letzten unter den OECD-Ländern. Der Transfer zwischen den Hochschulen, Forschungsinstituten und der Wirtschaft ist eine Grundlage für das Wachstum der Konkurrenzfähigkeit."

In Tschechien fehlt bisher ein starkes exekutives Organ, das alle Institutionen im Bereich der Wissenschaft und Forschung unter ein Haushaltsdach bringen könnte. Bevor dieses nicht vorhanden sei, sei es nicht sinnvoll, mehr Finanzmittel in die Wissenschaft zu geben, meint Mateju.

"Wenn man das, was in die Wissenschaft und Forschung fließt, mit deren messbaren Ergebnissen vergleicht, d.h. mit den Zitaten in der Fachliteratur und angemeldeten Patenten, dann steht die tschechische Wissenschaft mit ihren Ergebnissen fast am Ende. Die Förderung menschlicher Ressourcen weist hier eine sinkende Tendenz auf."

Soweit der Oppositionspolitiker Petr Mateju. Doch einen gewissen Fortschritt bringt das Gesetz über die Unterstützung der Forschung und Entwicklung, das ab 1. Juli in Kraft tritt und Bedingungen für die Gewährleistung von Subventionen festlegt. Bis Frühling 2003 soll des weiteren ein Gesetz über öffentliche Forschungsinstitutionen vorbereitet sein, das den Forschungsstätten mehr rechtliche und finanzielle Selbständigkeit gewähren und eine bessere Zusammenarbeit mit Hochschulen und anderen Organisationen ermöglichen soll. Abgesehen von allen Problemen - wo sieht Petr Mateju die Eisen im Feuer der tschechischen Wissenschaft?

"Ich glaube, dass in der tschechischen Wissenschaft die Biomedizin und Biologie überhaupt an der Spitze stehen. Es ist sehr schade, dass wir gerade in diesen Fächern nicht wesentlich mehr investieren. Will nämlich ein kleines Land erfolgreich sein, muss es sich in der Regel einige Bereiche aussuchen, in denen es bereits gut ist und dort die meisten Mittel investieren, um die Investitionen in die Wissenschaft zurückzugewinnen. Und erst danach kann man jene Fächer massiver unterstützen, die im Moment nicht so gut dran sind. Dies kann am Anfang eine größere Differenzierung innerhalb der Wissenschaft bringen, die aber positiv sein kann, weil sie die Latte höher legt und auch die Motivation erhöht."