Unscheinbar, aber gefährdet – die Goldammer ist Vogel des Jahres 2011

Goldammer (Foto: Spot1972, Creative Commons 3.0)

Groß ist sie etwa wie ein Spatz. Jeder von uns hat aber schon sicher im Frühjahr oder im Sommer ihren einfachen Gesang gehört. Die Goldammer ist immer noch kein seltener Vogel, aber dies könnte sich bald ändern. Denn seit etwa dreißig Jahren sinkt die Zahl der Goldammern unaufhaltsam – und das nicht nur in Tschechien, sondern in ganz Europa. Um auf diesen Trend aufmerksam zu machen, hat die Tschechische Ornithologische Gesellschaft die Goldammer zum Vogel des Jahres 2011 gekürt.

Goldammer  (Foto: Alan Vernon,  Creative Commons 2.0)
An ihrem typischen Gesang kann auch ein Laie die Goldammer gut erkennen. Das betont der Leiter der Tschechischen Ornithologischen Gesellschaft, Zdeněk Vermouzek. Für die Wahl der Goldammer zum Vogel des Jahres waren mehrere Kriterien wichtig, so der Experte:

„Wir wollten für dieses Jahr einen gängigen Vogel, dem jeder mal begegnen kann. Zudem wollten wir an diesem Vogel demonstrieren, dass es notwendig ist, die heutige höchst intensive Landwirtschaft zu ändern. Dafür sind aber auch Änderungen in der gemeinsamen Landwirtschaftspolitik der Europäischen Union notwendig.“

Zdeněk Vermouzek
Seit dem Jahr 1982 ist die Zahl der Goldammern in Tschechien um etwa 20 Prozent gesunken, die letzte Erhebung stammt von 2009. In Westeuropa war der Rückgang in dieser Zeit noch dramatischer, die Goldammernpopulation ging um mehr als die Hälfte zurück. Die Ursache dieses andauernden Trends sehen die Experten in den künstlichen Düngemitteln und Herbiziden, die in der Landwirtschaft seit vielen Jahrzehnten genutzt werden. In der steril gewordenen Landschaft leben weniger Käfer, Schmetterlinge sowie Vögel. Von der EU wird die intensive Landwirtschaft wird durch die gemeinsame Landwirtschaftspolitik gefördert. Darum versuchen die tschechischen Ornithologen mit ihren Kollegen von BirdLife International, eine Reform dieser Politik anzuregen, sagt Zdeněk Vermouzek.

Goldammer  (Foto: Spot1972,  Creative Commons 3.0)
„Den Goldammern könne man auf zwei Ebenen helfen: erstens auf der höchsten politischen Ebene in der EU. Uns geht es darum, dass finanzielle Mittel in landwirtschaftliche Verfahren investiert werden, die die Landschaft möglichst viel schonen. Zweitens kann jeder einzelne Landwirt auf einem Stück seines Grundstücks ein wenig Gebüsch wachsen lassen, um die Natur bunter zu machen und den Vögeln die Möglichkeit zum Überleben bieten. Zudem gibt es auch bei uns einige landwirtschaftlich-ökologische Programme – beispielsweise die Dreifelder-Wirtschaft mit Brachflächen, die für Goldammern sehr nützlich sind.“

Tschechische Ornithologen haben im Rahmen der Kampagne „Vogel des Jahres“ auch ein Begleitprogramm vorbereitet, an dem jeder teilnehmen kann. Der Experte:

Goldammer  (Foto: Arthur Grosset)
„Wir fordern alle Interessenten auf, sich mit einem Aufnahmegerät in die Natur zu begeben und dort die Stimme der Goldammer aufzuzeichnen. Diese Aufnahmen kann man uns zuschicken und Experten von der Karlsuniversität werden sie analysieren und erforschen, in welchen Mundarten die Goldammern bei uns singen.“

Der typische Goldammergesang besteht nämlich aus zwei Teilen. Während der Anfang der Gesangsstrophe angeboren ist und einige sich wiederholende Silben enthält, unterscheidet sich der zweite Teil des Gesangs viel stärker. Diesen erlernen die Vögel in ihrem ersten Lebensjahr. Damit entsteht ein Mosaik sozusagen von Mundarten in ganz Europa. Den tschechischen Teil dieses Mosaiks möchten die Ornithologen demnächst mit Hilfe der Öffentlichkeit dokumentieren und beschreiben. Mehr darüber erfahren Sie unter: www.birdlife.cz