Umweltschützer gegen PVC-Verpackungsmaterialien

Kunststoffe erleichtern den Alltag, machen mobil, schonen Ressourcen, sind in der industriellen Technik unverzichtbar, bereichern die Freizeit und den Spitzensport - dies und noch mehr behauptet ein ungenannter internationaler Kunststoffproduzent in seinem Werbeslogan. Die Medaille hat aber auch eine Kehrseite. Mehr zum Thema Kunststoffe im folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:

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Keine Frage - Plastik ist aus dem normalen Leben kaum noch wegzudenken. Oder kann sich jemand vorstellen, z.B. Kaffee mithilfe einer nicht aus Kunststoff angefertigten Kaffeemaschine zuzubereiten? An einem Autolenkrad bzw. auf einem Flugzeugsitz zu sitzen, der aus einem anderen Material besteht? Oder denken wir an die Millionen von Plastiktüten, in denen man Einkäufe nach Hause bringt und die dann meistens im - wenn auch getrennten - Müll enden, doch nicht in vollem Umfang entsorgt werden. In der Tschechischen Republik wird nach Angaben des tschechischen Umweltministeriums derzeit etwa ein Fünftel der hierzulande produzierten Kunststoffe recycelt. Ihre Produktion sowie Entsorgung bringen die Umweltschützer jedoch mit der Entstehung von Dioxin in Verbindung, und sie warnen deshalb vor negativen Auswirkungen auf verschiedene Ökosysteme, und damit auch auf die Gesundheit der Menschen.

Die tschechische Umweltorganisation Arnika vertritt ebenfalls diese Position und zog jüngst gegen den Einsatz von PVC, also Polyvinylchrorid, bei Nahrungsmittelverpackungen zu Felde. Arnika Mitarbeiterin Hana Kuncova:

Foto: Europäische Kommission
"PVC ist ein problematischer Kunststoff. Dies vor allem deswegen, weil er Blei und Kadmium, also hoch toxische Stoffe beinhaltet. Hinzugefügt werden auch die ebenfalls schädlichen so genannten Plastifikatoren, die diesen Kunststoff weich und elastisch machen. Diese findet man bei uns oft in den Nahrungsmittelverpackungen. Wir wollten unsere Bürger darauf aufmerksam machen, dass, wenn man das Wort Plastik ausspricht, darunter keineswegs ein einziger Kunststoff zu verstehen ist, sondern eine ganze Skala von Kunststoffen. Und einige davon stellen eine große Gefahr für die menschliche Gesundheit dar."

Die Umweltorganisation Arnika wandte sich vor kurzem an die zwölf größten Handelsketten in Tschechien mit dem Aufruf, auf PVC, sprich auf krebserregende Stoffe beinhaltende Nahrungsmittelfolien bzw. -verpackungen zu verzichten. Was die Nahrungsmittelproduzenten dazu bewegt, gerade dieses Verpackungsmaterial zu verwenden, obwohl sich da auch andere, wesentlich weniger schädliche Kunststoffe anbieten würden, weiß Frau Kuncova nicht. Sie würde sich sehr darüber freuen, so Kuncova, wenn die Chefs der großen Handelsketten ihre Haltung zu PVC-Verpackungen offen legen würden, doch bisher fand der Arnika-Aufruf dort keine Resonanz. Und so setzt Arnika vor allem auf die Aufklärung der Kunden. Hana Kuncova:

"Wir versuchen die Kunden in dem Sinne zu informieren, dass es verschiedene Kunststoffe gibt, damit sie sich bei einigen der Gefahr bewusst werden - falls sie aus dem Geschäft nur solche Stoffe nach Hause bringen wollen, die weder für die Gesundheit noch für die Umwelt gefährlich sind. Am Mittwoch haben wir im nordböhmischen Decin/Tetschen eine Aufklärungsaktion vor einem Warenhaus veranstaltet, bei der wir u.a. Informationsflugblätter verteilt haben. Einige Frauen, die dort mit kleinen Kindern waren, haben uns erzählt, dass sie aufgrund verschiedener Informationen über Kunststoffe bereits seit einiger Zeit aufmerksamer geworden sind."

Bei der richtigen Orientierung sind in tschechischen Geschäften die Markierungen der Verpackungsmaterialien behilflich, wie es das Gesetz verlangt. Die Nummer Drei soll den Menschen abraten - denn das ist eben die Markierung einer PVC-Verpackung.