Umstrittene Begnadigung: Doppelmörder Kajínek frei

Jiří Kajínek (Foto: ČTK)

Keine Begnadigung, die Staatspräsident Zeman ausgesprochen hat, hat für ähnliche Diskussionen gesorgt: Am Dienstag ist der rechtskräftig verurteilte Doppelmörder Jiří Kajínek freigekommen.

Jiří Kajínek  (Foto: ČTK)
Seit Tagen bereits hatte eine Menschenmenge vor den Toren des Gefängnisses in Jablonec nad Nisou / Gablonz gewartet. Am Dienstagnachmittag ist es dann soweit. Die Tore öffnen sich, und Jiří Kajínek tritt heraus. Ein kräftiger Mann im grünen Muskelshirt mit ergrauten Haaren. Eine Frau fällt ihm spontan um den Hals. Es sind Fans des wohl bekanntesten, nun ehemaligen tschechischen Strafgefangenen gekommen – und jede Menge Fernsehteams und weitere Journalisten.

Wenige Stunden zuvor hatte Staatspräsident Miloš Zeman mit seiner Unterschrift die Begnadigung durchgesetzt. Das sei sein Recht, sagen auch die Kritiker. Doch es sind nicht wenige Politiker, denen der aktuelle Fall schwer im Magen liegt. So auch Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten):

Bohuslav Sobotka  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
„Ich habe keine Freude daran, dass aus Herrn Kajínek, der ein verurteilter Mörder ist, durch seine Begnadigung ein Star wird. Falls Herr Kajínek als Persönlichkeit durchgeht, dann als negative.“

Jiří Kajínek ist indes schon vor der Freilassung zum Medienstar geworden: Sein Leben wurde verfilmt, seine Autobiographie geriet zum Bestseller. Und am Dienstag gibt der 56-Jährige direkt vor den Gefängnistoren eine Pressekonferenz. Dabei wiederholt er, was er von jeher beteuert hat – er habe unschuldig im Gefängnis gesessen:

„23 Jahre lang habe ich versucht zu beweisen, dass ich für etwas verurteilt wurde, was ich nicht getan habe.“

1998 war Kajínek für einen doppelten Auftragsmord verurteilt worden. Tatsächlich kam es beim Prozess zu vielen Ungereimtheiten. Dennoch ist nicht völlig klar, womit Staatspräsident Zeman seine Begnadigung begründet hat. Das entsprechende Schreiben an den Justizminister gibt dazu keinen Aufschluss. Und auch Zemans Sprecher Jiří Ovčáček beschränkte sich am Dienstag bei der allwöchentlichen Pressekonferenz auf vage Andeutungen:

Pavel Rychetský  (Foto: Veronika Skálová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Präsident Zeman interessiert sich schon lange für den Fall. Und er hat natürlich die Zweifel mitbekommen, die von der Fachöffentlichkeit geäußert wurden. Ich nenne etwa den heutigen Vorsitzenden des Verfassungsgerichts, Pavel Rychetský.“

Vor vielen Jahren hat Rychetský Verfahrensfehler beanstandet. Doch vor kurzem sagte er, dies bedeute nicht, dass er Kajínek für unschuldig halte.

Ohnehin hat dieser ein langes Strafregister. Als Jugendlicher ist Jiří Kajínek beispielsweise in Wochenendhäuser und Wohnungen eingebrochen, und 1990 nahm er an einem bewaffneten Raubüberfall teil. Als er 1993 den Doppelmord verübt, ist er auf der Flucht vor der Polizei nach einem Freigang. Justizminister Robert Pelikán (Partei Ano) sagt:

Robert Pelikán  (Foto: Noemi Fingerlandová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Die Begnadigung wurde nicht ausgesprochen, weil Herr Kajínek unschuldig wäre. Sondern weil Präsident Zeman zu dem Schluss gekommen ist, dass Herr Kajínek ungefährlich ist und seine Haftstrafe ausreichend lang war. Es handelt sich also nicht um Zweifel an der Schuld, sondern um einen Akt der Barmherzigkeit gegenüber einem Doppelmörder.“

Jiří Kajínek wiederum dankte am Dienstag seinen Fans für die Unterstützung. Was er als Nächstes plant, das verriet er nicht. Für ihn wird – wie für jeden anderen entlassenen Straftäter – nun wichtig sein, ins normale Leben zu finden:

„Ich habe mehrere Beschäftigungsangebote. Manche sind interessant, wie etwa, dass ich an einer Firma teilhaben könnte. Aber ich war 23 Jahre lang im Gefängnis und muss mich erst einmal umschauen, tief Luft holen, die Dinge abwägen – daraus ergibt sich, was weiter wird.“

Jiří Kajínek  (Foto: ČTK)
Eins ist indes klar: Für Kajínek gelten in den kommenden sieben Jahren Bewährungsauflagen. Da darf er sich nicht einmal aus Fahrlässigkeit etwas zu Schulden kommen lassen. Sonst wird er wohl zurück ins Gefängnis müssen.