Bei den Olympischen Winterspielen in Turin werden nicht weniger als 252 Medaillen vergeben. Große Sportnationen wie Deutschland, Russland oder die Vereinigten Staaten haben davon allein schon mehr als ein Fünftel abgeräumt. Die Tschechische Republik hat dank ihrer hervorragenden Skilangläufer Katerina Neumannova und Lukas Bauer bisher zwei Silbermedaillen geholt. Das ist nicht viel, aber auch kein Beinbruch, wenn zumindest noch eine Medaille hinzukommt in der Sportart, die hierzulande einen Kultstatus genießt: das Eishockey. Auf dem Weg zum angestrebten Edelmetall mussten die tschechischen Cracks am Mittwoch im Viertelfinale bestehen. Ob ihnen das gelungen ist, das verrät Ihnen Lothar Martin.
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Wer bei der Olympiade eine Medaille erobern will, der muss am Tag der Entscheidung topfit sein und an diesem seine Maximalleistung abrufen. Das gilt in jedem Fall für die Einzelwettbewerbe. Im schnellsten Mannschaftssport der Welt, dem Eishockey, tritt dieses Kriterium jedoch erst ab dem Viertelfinale in Kraft. Denn in den dem K-o.-System vorausgehenden Gruppenspielen genügt es in der Regel schon, nur zwei von fünf Begegnungen zu gewinnen, um zumindest als Gruppen-Vierter in der Runde der besten Acht dabei zu sein. So hielt es auch die tschechische Mannschaft, die sich nur dank zweier 4:1-Pflichtsiege über Deutschland und Italien auf Rang vier der Gruppe A platzierte und daher im Viertelfinale gegen den Sieger der Gruppe B ran musste. Das war niemand anderes als die Slowakei, die seit ihrer Selbständigkeit in den Duellen mit dem Nachbarn Tschechien zumeist das Nachsehen hatte. Und so war es auch diesmal, beim Aufeinandertreffen der beiden "Bruderländer" im Palasport Olimpico am Mittwoch in Turin: das tschechische Team bezwang das slowakische mit 3:1! Da spielte es dann auch keine Rolle mehr, dass die Slowaken zuvor all ihre fünf Gruppenspiele gewonnen hatten. So sah es auch Tschechiens Flügelstürmer Martin Rucinsky, der das wichtige 1:0 markierte:
Martin Rucinsky markiert 1:0 (Foto: CTK)
"Nun, sie haben alle ihre Spiele in der Vorrunde gewonnen, doch dann kommt das Viertelfinale, und da ist immer alles möglich. Uns ist das auch schon mehrmals passiert, wie zum Beispiel bei der Weltmeisterschaft 2004 in Prag, dass wir zunächst siegreich waren, dann aber im Viertelfinale gescheitert sind. Ich denke aber, heute kann sich keiner beschweren: Wir waren das gesamte Spiel über das bessere Team und waren den Slowaken in allen Belangen überlegen. Wir haben verdient gewonnen."
Als einen Beleg für seine Einschätzung darf man getrost das Führungstor von Martin Rucinsky heranziehen, das er in der 13. Minute erzielte, als Tschechien in Unterzahl spielte. Wie hat er aber seinen Sololauf selbst gesehen, bei dem er den slowakischen Goalie Peter Budaj mit einem Rückhandschlenzer überwand?
"Erst kurz bevor ich auf Budaj zulief, habe ich mich entschieden, wie ich das Solo abschließen werde. Ich mag die Finte, die ich auf die Rückhand lege. Ich habe es halt probiert, und es hat geklappt."
Ja, in der Tat, es hat wieder einmal geklappt, dass die tschechischen Eishockeystars bei einem großen internationalen Turnier in ein Halbfinale einziehen. In diesem treffen sie am Freitagnachmittag auf die Auswahl Schwedens, ehe sich am Abend Finnland und Russland im zweiten Halbfinale gegenüber stehen. Das Ziel ist klar: Soll es eine Medaille werden, dann muss zumindest noch einmal gewonnen werden. Für Gold aber sind zwei Siege nötig.