"Tschechisches und slowakisches Exil im 20. Jahrhundert" - eine Ausstellung im mährischen Brno

Pavel Dostál

"Tschechisches und slowakisches Exil im 20. Jahrhundert" - so lautet der Titel einer Ausstellung, die im Januar im mährischen Brno-Brünn ihre Pforten geöffnet hat. Sie stellt nur einen Bestandteil eines grossangelegten Projektes dar, das im Grunde genommen ein grosses Ziel hat: endlich all den Tschechen und Slowaken, die ihre Heimat aus politischen Gründen verliessen, um auf der anderen Seite der Grenze für die Freiheit des Landes zu kämpfen, endlich Danke zu sagen. Katrin Bock war bei der Vernisage:

Wer während der Ausstellungseröffnung im mährischen Brno war, hatte die Möglichkeit, hunderte von Tschechen und Slowaken zu treffen, die irgendwann in ihrem Leben ihre Heimat - zumeist aus politischen Gründen - verlassen haben. Ihnen allen galt die nun eröffnete Ausstellung, mit der 13 Jahre nach Beendigung des Kommunistischen Regimes endlich dieses Thema der tschechoslowakischen Geschichte gebührende Beachtung erhalten sollte. Doch die jetzige Ausstellung stellt nur einen Bestandteil eines grossen Projekts dar. Dazu Kulturminister Pavel Dostal:

"2008 sollte dieses Projekt mit der Eröffnung eines Museums des "Tschechischen und Slowakischen Exils im 20. Jahrhundert" in Brno abgeschlossen werden. Diese Ausstellung ist ein erster Schritt dazu. Ich denke, dies ist ein guter Weg, die Schuld, die wir gegenüber vielen Exulanten und Emigranten haben, endlich zu zahlen."

In der Tat scheint das schlechte Gewissen bei diesem Thema eine Rolle zu spielen. Bisher gab es keine Ausstellung oder grösser angelegte Publikation zum Thema Exil und Emigration. Dabei spielte dies in der tschechoslowakischen Geschichte des 20. Jahrhunderts eine grosse Rolle, wie der Historiker Vilem Precan, selbst ehemaliger Emigrant, erklärt:

"Es war Bestandteil, der ausländische Ast der antitotalitären Resistenz in der Tschechoslowakei. Das tschechoslowakische politische Exil war die Kontinuität der demokratischen Idee, des Erbes von Tomas Garrigue Masaryk und auch der weiteren demokratischen Entwicklung und demokratischen Ideen. Das Exil repräsentierte die andere Tschechoslowakei, die unterdrückte, demokratische Tschechoslowakei, so wie z.B. später die Charta 77 in den 70er und 80er Jahren die bessere Tschechoslowakei nach aussen hin repräsentiert hat. Es war ein Bindeglied, Bindeglied zwischen der westlichen Demokratie und denen in der Tschechoslowakei, die weiterhin programatisch orientiert waren auf die Rückkehr der Freiheit und Demokratie in der Tschechoslowakei."

Die nun eröffnete Ausstellung im Haus der Kunst in Brno versucht das politische und kulturelle Exil von 1900 bis 1950 in all seiner Breite darzustellen: von den tschechoslowakischen Soldaten, die während des Ersten und Zweiten Weltkriegs auf Seiten der Allierten kämpften, sowie Exilregierungen und - politiker über Sportler, Pfadfinder und Adelige bis bin zu Künstlern, Journalisten und Exilverlagen. In zwei kleineren Ausstellungen wird über das slowakische Exil informiert sowie über die Russen, die als Emigranten zwischen den Weltkriegen in der Tschechoslwoakei lebten und nach 1945 in den Westen flohen. Geöffnet sind die Ausstellungen bis März, dann sollen sie in der slowakischen Hauptstadt Bratislava und in Prag zu sehen sein.