Tschechischer Rundfunk feiert seinen 85. Geburtstag

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Bei uns im Haus, im Tschechischen Rundfunk also, herrscht dieser Tage Geburtstagsstimmung. Kein Wunder. Am 18. Mai wird bei uns gefeiert. Auf den Tag genau vor 85 Jahren meldete sich im Äther zum ersten Mal auf Tschechisch ein Radiosender mit einem Programm, das als historischer Startschuss für die nachfolgenden regelmäßigen Sendungen gehalten wird.

Der Sender hieß damals noch nicht Tschechischer oder Tschechoslowakischer Rundfunk, sondern Radiojournal. Aus aktuellem Anlass sendet der Tschechische Rundfunk bereits seit mehreren Wochen verschiedene Programme, die jeweils einen Blick in die Radio-Geschichte werfen. Über die Anfänge des Rundfunks lässt sich vieles nur anhand von Erinnerungen einstiger Zeitzeugen rekonstruieren. Der Jingle allerdings, der die erwähnten Programme einleitet, lässt bereits viel Konkretes aufkommen.

Als Tonmosaik schafft er nämlich bei der Stammhörerschaft des Tschechoslowakischen Rundfunks Assoziationen zu dem recht bunten Programmangebot. Zum Beispiel gleich bei seinen ersten Tönen muss man an die Turnsendung denken. In der Tat, ab den frühen Morgenstunden konnte man mit dem Rundfunk auch turnen – mit dem heute nicht mehr lebenden Antonín Furman.

Man sagt, Radio zeichne in den Köpfen seiner Zuhörer ein Bild, und dies mithilfe von Begleittönen. Da wurde viel mit Phantasie gearbeitet, und diese mussten vor allem die „Režiséři ozvučených pořadů“, auf Deutsch etwa Regisseure für Programme mit O-Ton-Begleitung – kurz ROP – haben. Im Radiojargon Ropáci genannt. Einer von ihnen - Petr Šplíchal - ist seit 33 Jahren auf Äther. Kürzlich erinnerte er sich, wie man seinerzeit ein Rundfunk-Gewitter- O-Ton hergestellt hat. „Die damals noch zerbrechlichen Schallplatten wurden jeweils auf ein Grammophon gelegt. Auf dem einem Geräusche mit Sturmwind und auf dem anderen Blitz- und Donnerlärm, alles wurde dann gemixt.“

Diese Zeiten sind also bereits vorbei, auch die Ropaci arbeiten heute mit Digitaltechnik. Als Fossile fühlen sie sich aber nicht.

„Ich bin schon so eine Art von Rundfunk-Fossil oder man könnte mich zumindest als Rundfunkinventar bezeichnen,“

sagt allerdings der bekannte tschechische Publizist, ehemalige Auslandskorrespondent des Tschechoslowakischen Rundfunks in Indien und der ehemaligen Sowjetunion, Jan Petránek. In den Tschechoslowakischen Rundfunk kam er im Jahr 1951 und wurde 1969 gefeuert. Seit der Wende arbeitet er mit „seinem“ beliebten Radiosender weiter. Aus Anlass des 85. Jubiläums fragte ihn der Tschechische Rundfunk, wie er die Zukunft dieses Mediums sieht. Hier seine Antwort:

„Wissen Sie, was ich für die größte Erfindung der Menschheit halte? Die menschliche Stimme, die im Radio das wichtigste Instrument ist. Es kann eine Unmenge von technischen Neuigkeiten geben, an erster Stelle wird aber immer die menschliche Stimme stehen, damit sich ein Mensch mit einem anderen verständigen kann. Wo es also die menschliche Stimme gibt, und ihre - ich würde sagen - verlängerte Hand, dort entsteht ist ein unsterbliches Informationsmedium.“

Aus aktuellem Anlass wird Radio Prag am Sonntag ein Sonderprogramm ausstrahlen. Fürs Zuhören an dem Tag und einen Empfangbericht, den Sie an unsere Adresse schicken, gibt es eine Sonder-QSL-Karte.