Tschechische Reporterinnen berichten über Irak und Syrien

Foto: Jarmila Štuková, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Zwei tschechische Reporterinnen waren über drei Wochen lang im Irak und in Syrien unterwegs. Ihr Ziel war es, die tschechische Öffentlichkeit über die aktuelle Situation in den Krisenregionen zu informieren. Die Reise ist Bestandteil eines Hilfsprojektes der tschechischen katholischen Caritas.

Lenka Klicperová  (Foto: Šárka Ševčíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Lenka Klicperová und Jarmila Štuková sind erfahrene Reporterinnen. Im Irak und in Syrien waren sie schon mehrere Male, zuletzt im September letzten Jahres. Diesmal waren sie für ein Caritas-Projekt unterwegs. Der Initiator war der Vizevorsitzende des Abgeordnetenhaus, Jan Bartošek (Christdemokraten). Er habe sie und ihre Kollegin angesprochen, erzählt Lenka Klicperová.

„Unsere Aufgabe war es, Reportagen zu schreiben und Fotos zu machen, die der Öffentlichkeit in Tschechien die Situation der vom Krieg betroffenen Menschen näher bringen. Dabei standen zwar die Flüchtlinge im Vordergrund, aber wir wollten auch das – vereinfacht ausgedrückt – Alltagsleben im Kriegsgebiet zeigen. Bereist haben wir den Nordirak. Ursprünglich wollten wir auch das syrische Kobani besuchen, doch das ist uns nicht gelungen. Aber wir waren in der Region Rojava, die von den Kurden verwaltet wird. Dort ist die politische Situation sehr kompliziert.“

Jarmila Štuková  (Foto: Šárka Ševčíková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Seit ihrem letzten Besuch im September 2014 habe sich die Situation in der Krisenregion bedeutend gewandelt, fügt Jarmila Štuková hinzu:

„Die Kriegsfolgen sind allgegenwärtig. Die Zahl der Flüchtlinge ist seit dem Herbst gestiegen. Auch die Hauptstadt der Region Kurdistan, Erbil, hat sich inzwischen in eine Art großes Flüchtlingslager verwandelt.“

Im Nordirak gebe es verschiedene Flüchtlingslager, so die Reporterin, ein Teil davon existiere bereits seit längerer Zeit und erinnere an kleine selbständige Städtchen. Viele Menschen leben jedoch unter grausamen Bedingungen, sagt sie.

Jesiden  (Foto: Lenka Klicperová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wir sind Jesiden begegnet, die in einem ehemaligen Hühnerhof leben. Es war dort kalt und es stank, die Kinder waren krank, aber sie haben überlebt. Wir sprachen auch mit vier jesidischen Frauen, die im August letzten Jahres aus der Stadt Sindschar vor den IS-Milizen geflüchtet sind. Dabei konnten sie keinerlei Gegenstände aus ihrem Haus mitnehmen. Während der Flucht haben sie gesehen, wie einige Mütter ihre Kinder begraben mussten, die vor Durst gestorben waren. Die Frauen haben so viel Grausames erlebt, ihre Männer wurden von den IS-Milizen ermordet, ein Kind wurde entführt. Und jetzt leben sie mit ihren kranken Kindern in einem halb zerfallenen Haus, in Staub und Kälte.“

Foto: Archiv Charita ČR
Während ihrer Reise schickten die Reporterinnen Berichte und Fotos aus dem Irak. Veröffentlicht wurden sie im Rahmen des Caritas-Projektes „Archa pomoci“ (Arche der Hilfe) auf den Webseiten des Tschechischen Rundfunks. In Tschechien wurde zudem eine Spendensammlung der Caritas gestartet. Während der vergangenen drei Wochen kamen über 470.000 Kronen (17400 Euro) für die Bedürftigen im Nordirak zusammen. Aus den Fotos der Reporterinnen wird eine Ausstellung zusammengestellt, die dann durch Tschechien wandern soll.