Tschechische Reaktionen auf Bombenattentate in Spanien

Bahnhof Atocha in Madrid nach dem Terroranschlag (Foto: CTK)

Die Meldung Nummer 1, die am Freitag alle Titelseiten tschechischer Tageszeitungen beherrscht, sind die Bombenattentate auf die Züge in Madrid am Vortag. Die Anteilnahme Tschechiens für die Opfer in Spanien ist groß, zudem herrscht in der Bevölkerung Verunsicherung über die eigene Sicherheit. Daniel Satra berichtet.

Bahnhof Atocha in Madrid nach dem Terroranschlag  (Foto: CTK)
"Tiefe Betrübtheit" bekundete Tschechiens Präsident Václav Klaus in einem Brief an das spanische Staatsoberhaupt König Juan Carlos. Ministerpräsident Vladimír Spidla trat am Freitag, einen Tag nach den blutigen Attentaten von Madrid, in Prag vor die Presse. Spidlas Worte:

"Es gibt keinen Grund, der so etwas rechtfertigen könnte. Es gibt auch keine Idee, die jemanden dazu berechtigt brutal Menschen zu ermorden, bedenkenlos und schutzlos."

Bahnhof Atocha in Madrid nach dem Terroranschlag  (Foto: CTK)
Noch am Freitag ist unklar, wer für die Anschläge in der spanischen Hauptstadt die Verantwortung trägt. Dennoch schließt der tschechische Nachrichtendienst BIS einen ähnlichen Anschlag in der Tschechischen Republik gegenwärtig aus. Der Sprecher Jan Subert:

Bahnhof Atocha in Madrid nach dem Terroranschlag  (Foto: CTK)
"Unser Dienst verfolgt sehr genau, was in Madrid passiert ist und noch passiert. Die Tschechische Republik betreffend, verfügen wir über keine nachrichtendienstlichen Informationen, die in irgendeiner Weise eine unmittelbare Gefahr signalisieren."

Es sei jedoch grundsätzlich möglich, dass auch Tschechien ins Kreuzfeuer terroristischer Anschläge geraten könne, so Subert weiter. Die Tschechische Republik gehört nicht nur wie auch Spanien zur so genannten "Koalition der Acht", die sich als Befürworter des Irakkrieges im vergangenen Jahr Feinde bei radikal-islamistischen Gruppen gemacht hatte, sondern Tschechien ist zudem Teil eines neuen Europas.

Bahnhof Atocha in Madrid nach dem Terroranschlag  (Foto: CTK)
"Wir sind ein Teil Europas, und aus dem Blickwinkel militanter, islamischer Fundamentalisten und Extremisten, gehört Tschechien daher auch zu einer verdammenswerten und sündigen Zivilisation. Für manche Extremisten ist entscheidend, dass tschechische Soldaten im Irak waren. Dabei ist die Tatsache, dass sie sich nicht an Kampfhandlungen beteiligt haben nur ein kosmetisches Detail."

Die spanische Botschaft in Prag hat alle Veranstaltungen, die für die kommenden Tage geplant waren, abgesagt. Seit Mitternacht nehmen die Botschaftsmitarbeiter auch an der Staatstrauer teil, die in Spanien für 72 Stunden andauern soll.