Tschechische Medaillengewinner begeistert in der Heimat empfangen

Martina Sáblíková und Ester Ledecká (Foto: ČTK)

Tschechiens Olympioniken haben bei den Winterspielen in Pyeongchang überzeugt. Am Montag wurde den Medaillengewinnern in der Heimat ein begeisterter Empfang bereitet.

Jiří Kejval  (Foto: ČTK)
Als das Gros des tschechischen Olympiateams am Montag kurz nach Mittag auf dem Flughafen in Prag eintraf, hatte es insgesamt sieben Medaillen im Gepäck. Dies sei ein überaus erfreuliches Ergebnis, bilanzierte der Chef des Tschechischen Olympischen Komitees, Jiří Kejval:

„Als wir zu den Spielen in Südkorea reisten, hatten wir keine großen Erwartungen. Alles ist jedoch gut gelaufen, mit lediglich einer Ausnahme, und das war Martina Sáblíkovás undankbarer vierter Platz über die 3000 Meter im Eisschnelllauf. Am Ende wurden es sieben Medaillen, das ist mehr, als ich zu träumen wagte.“

Besonders eine Athletin lobte Kejval in höchsten Tönen – die Doppel-Olympiasiegerin Ester Ledecká. Sie sorgte in Pyeongchang für Furore, weil sie ihre beiden Goldmedaillen in zwei verschiedenen Sportarten, im Alpinen Skisport und im Snowboardfahren, gewonnen hat. Dies brachte ihr im Nu weltweite Publicity und Anerkennung. Einer ihrer neu hinzugekommenen Bewunderer ist der Belgier Jacques Rogge, sagt Kejval:

Ester Ledecká  (Foto: ČTK)
„Das ist der ehemalige Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, der mittlerweile 75 Jahre alt ist. Als ich ihn in Pyeongchang traf, sagte er zu mir: Ich weiß nicht genau, wie eure Sportlerin heißt, aber was sie geleistet hat, ist unglaublich. Ich bin ein großer Fan von ihr.“

Ihre größten Fans aber hat Ester Ledecká zu Hause in der Tschechischen Republik. Trotz klirrender Kälte hatten sich daher am Montag über 4000 Menschen auf dem Altstädter Ring in Prag eingefunden, um ihrer Heldin sowie Silbermedaillengewinnerin Martina Sáblíková einen herzlichen Empfang zu bereiten. Kurz nach 17 Uhr bestiegen beide nacheinander das Podium.

Die zweifache Goldmedaillengewinnerin war überwältigt von der Begrüßung. Sie dankte ihren Fans und witzelte in die Reportermikrofone:

„Ich dachte, bei der Kälte kommen nur ein paar Touristen hierher, die sich ohnehin das Glockenspiel am Rathausturm anschauen. Ich sage kurz ‚Ahoj‘, und das war´s.“

Martina Sáblíková und Ester Ledecká  (Foto: ČTK)
Und vor den tschechischen Journalisten gab sie ein weiteres Mal zu verstehen, was sie bei Auftritten vor vielen Menschen noch sehr beschäftigt:

„Ich habe mich darauf fokussiert, nicht zu weinen, denn mein Make-up hat mir ziemlich viel Mühe gemacht. Und diese Arbeit mache ich nicht gern umsonst.“

Mit einer ähnlichen Äußerung hatte die 22-Jährige bereits die internationalen Medien in Pyeongchang nach ihrem Sensationssieg im Super-G erheitert. Bei der anschließenden Presskonferenz setzte sie sich mit aufgezogener Skibrille vor die Journalisten. Und auf die Frage eines Pressevertreters, warum sie diese nicht absetze, antwortete Ledecká: Sie habe nicht mit dem Sieg und dem nachfolgenden Trubel gerechnet, daher habe sie sich nicht geschminkt.

Sehr laut, froh und munter ging es am Montagnachmittag auch rund 100 Kilometer nordöstlich von Prag zu, und zwar im Riesengebirgsvorort Vrchlabí. Denn dort wurden gleich drei Medaillengewinner gefeiert, die in dieser Kleinstadt geboren wurden: Eisschnellläuferin Karolína Erbanová, Biathlet Michal Krčmář und Snowboardcross-Fahrerin Eva Samková. Letztere wurde nach ihrem Olympiasieg vor vier Jahren in Sotschi bereits das zweite Mal in der Heimatstadt geehrt. Deshalb erwiderte sie auf die Frage, welche Gefühle sie bei dem erneuten Empfang auf dem Marktplatz gerade bewegen:

„Das ist schön. Weil ich nun aber schon etwas älter und sentimentaler geworden bin, ist dieser Empfang für mich noch ergreifender.“

Autor: Lothar Martin
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