Tschechische Elbschifffahrt ohne Hamburger Standbein

Ein Kapitel tschechoslowakischer und tschechischer Elbschifffahrt geht dem Ende zu. Nicht nur befindet sich das Unternehmen Ceskoslovenska plavba labska CSPL im Konkurs, sondern auch der Teil des Hamburger Hafens, der von der CSPL betrieben wurde, wird aufgegeben. Mehr dazu im folgenden Beitrag von Rudi Hermann, es liest Jitka Mladkova:

Seit 80 Jahren ist die tschechoslowakische Elbschifffahrt CSPL im Hafen von Hamburg mit einer Außenstelle vertreten, und noch vor der Wende von 1989 wurde in das dort gemietete Gelände auch erheblich investiert. Doch dieses Kapitel wird am 31. März geschlossen, wenn die CSPL ihre Außenstelle von Hamburg nach Magdeburg verlegt. Und wie es mit der tschechischen Elbschifffahrt überhaupt weitergehen soll, steht ebenfalls in den Sternen. Denn die Gesellschaft CSPL befindet sich im Konkurs und wartet darauf, dass ein Käufer Interesse zeigt. Dem könnte durchaus so sein, denn die Elbschifffahrt verzeichnet in letzter Zeit bessere Betriebsergebnisse als auch schon. Die absoluten Zahlen scheinen zwar in die andere Richtung zu weisen, denn während 1995 noch gut 1.1 Millionen Tonnen Fracht befördert wurden und die Leistung 755 Millionen Tonnenkilometer erreichte, lagen die entsprechenden Werte 2001 noch bei 675 000 Tonnen Fracht und 386 Millionen Tonnenkilometern.

Der Grund für diesen Rückgang liegt indes in einer Restrukturierung und Redimensionierung der Gesellschaft, die sich inzwischen nur noch auf die Kernbereiche des Geschäfts beschränkt. Unrentable Aktivitäten wie etwa der Schiffbau in der Werft Chvaletice wurden nach den Worten des Direktors der Schifffahrt, Miroslav Sefara, eingestellt. Die CSPL besteht jetzt nur noch aus der Transportdivision, dem Hafen in der nordböhmischen Grenzstadt Decin und der Reparaturwerft Kresice, die den Unterhalt der Schiffe besorgt. Der Hafen Decin ist dabei laut Sefara ausgelastet.

Kompliziert wird der Verkauf der CSPL im Rahmen des Konkursverfahrens durch einen Streit zwischen dem Unternehmen und dem Verkehrsministerium in Prag. Es geht nämlich darum, ob die Anpassungen, die noch im Hamburger Hafengelände vorgenommen wurden, als Aktiva der CSPL gelten oder ob es staatliche Aktiva unabhängig von der Elbschifffahrt sind. Das Verkehrsministerium scheint laut einem Bericht der Wirtschaftszeitung Hospodarske noviny dieser zweiten Ansicht zuzuneigen. CSPL-Chef Sefara möchte diese Kontroverse so schnell als möglich beigelegt wissen, denn seiner Meinung nach ist es jetzt einfacher, für das Unternehmen einen Käufer zu finden. Denn die Wasserstände sind gut und erlauben eine gute Rentabilität. Sollte es im Sommer zu einer Trockenperiode kommen mit entsprechend tiefen Wasserständen und einer notwendigen Reduktion der Elbschifffahrt, wäre das Umfeld laut Sefara ungünstiger.

Autoren: Jitka Mládková , Rudi Hermann
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