Tschechische Caritas wird für Hilfe in Kambodscha ausgezeichnet

Barbora Vlasová (links). Foto: Archiv der tschechischen Botschaft in Kambodscha

Die tschechische Caritas wurde unlängst in Kambodscha mit einer der höchsten staatlichen Auszeichnungen geehrt. Anlass dafür war der 20. Jahrestag seit der Gründung einer Augenklinik in der Provinz Takeo, die von der Caritas unterstützt wird.

Barbora Vlasová  (links). Foto: Archiv der tschechischen Botschaft in Kambodscha
Vor dem Hintergrund des Welt-Seh-Tages, der am 13. Oktober begangen wird, ist die tschechische Caritas in Kambodscha mit dem Königlichen Orden von Sahametrei ausgezeichnet worden. Dieser Orden wird an Ausländer vergeben, die dem König und den Einwohnern Kambodschas wertvolle Dienste geleistet haben. Das haben die Tschechen auf dem Gebiet der Augenheilkunde (Ophthalmologie) getan. Für Barbora Vlasová, die den Orden als Caritas-Vertreterin entgegennahm, ist die Auszeichnung zugleich Ansporn für die weitere Arbeit:

„Ich denke, dass diese Ehrung uns helfen wird, die Aufklärung über den Erhalt der Sehkraft und den Schutz der Augen noch weiter zu verbreiten. Es muss uns gelingen, dafür noch mehr Politiker und größere Teile der Öffentlichkeit anzusprechen.“

Augenklinik in Takeo  (Foto: Archiv der tschechischen Caritas)
Welche Hilfe aber leistet die tschechische Caritas in Kambodscha ganz konkret? Darüber hat Radio Prag mit Barbora Vlasová persönlich gesprochen.

„Unsere Caritas arbeitet seit 2010 in Kambodscha, und die Augenheilkunde ist dabei nur ein Bereich, in dem wir tätig sind. Wir unterstützen die bereits erwähnte Augenklinik in Takeo bereits seit drei Jahren. Sie ist eine von nur zwei Kliniken in Kambodscha, die sich auf die Behandlung von Augenkrankheiten und Augenfehlern spezialisiert haben.“

Augenprobleme sind in Kambodscha sehr weit verbreitet. Das liegt zum einen daran, dass 90 Prozent der Bevölkerung auf dem Land leben und nicht aufgeklärt sind. Zum Zweiten ist der buddhistische Glaube so stark, dass Menschen mit einer Behinderung glauben, die Ursache dafür sei das schlechte Karma aus einem früheren Leben. Und zum Dritten haben die Roten Khmer in der Zeit ihrer Schreckensherrschaft Brillenträger ermorden lassen, weil sie diese pauschal der Intelligenz des Landes zugeordnet haben. Und dieser Verlust wirkt bis heute nach.

Augenklinik in Takeo  (Foto: Archiv der tschechischen Caritas)
Hinzu kommt die große Armut, die auf dem Lande herrscht. Das gilt auch für die Provinz Takeo, in deren Hauptstadt die Klinik steht. Und genau für diese Patienten hat die Klinik ein eigenes Konzept ausgeklügelt, sagt Vlasová:

„Die Menschen dieser Provinz haben weder die Mittel noch eine Krankenversicherung, um die Behandlung zu bezahlen. Viele leben nur von einem Dollar pro Tag. Die Klinik hat deshalb ein spezielles System der Finanzierung entwickelt. Die Behandlung der Patienten wird zum einen von den Gebühren der reichen Menschen mitgetragen. Des Weiteren wird sie mit Hilfe von Spenden ausländischer Organisationen abgedeckt wie eben unserer Caritas oder der Tschechischen Entwicklungsagentur.“

Darüber hinaus hat die Caritas mehrere Ärzte und Krankenschwestern in kleinere Krankenhäuser des Landes entsandt:

Foto: vfowler via Foter.com / CC BY-NC-SA
„Die tschechischen Ärzte haben zwischen zwei Wochen und einem Monat lang oder auch mehrere Male medizinisch geholfen. Sie haben dabei eine ganze Reihe von Operationen und Behandlungen im täglichen Betrieb der jeweiligen Klinik durchgeführt.“

Neben ihrem Engagement auf dem Gesundheitssektor unterstützt die Caritas in Kambodscha ebenso soziale Projekte. Hierzu hat sie im vergangenen Jahr unter anderen sechs Zentren für Sozialbetriebe gegründet, die vor allem Behinderten dabei helfen sollen, sich in der Gesellschaft zu integrieren. All diese Hilfsprojekte sind durch ein düsteres Kapitel in der Geschichte Kambodschas – der Gewalt- und Unrechtspolitik des Pol-Pot-Regimes – notwendig geworden. Durch sie mussten unzählige Ärzte, Ingenieure oder Lehrer aus dem südostasiatischen Land fliehen oder wurden umgebracht. Und diese Lücke ist bis heute nicht geschlossen, erläutert Vlasová:

„Das ist die Spezifik von Kambodscha: Das Land soll strukturell wieder aufgebaut werden, doch dazu mangelt es an personellen Kapazitäten. Es fehlt grundsätzlich an gebildeten Leuten, besonders aber in der mittleren Generation. Deshalb ist es sehr schwer und dauert auch viel länger, das Land zu erneuern.“