Tschechische Ägyptologen stoßen auf Tempel aus Zeit von Ramses II.

Abusir (Foto: ČTK)

Tschechiens Ägyptologen haben nicht von ungefähr einen ausgezeichneten Ruf. Kürzlich haben sie bei einer weiteren Expedition in Abusir einen unbekannten Tempelkomplex entdeckt.

Abusir  (Foto: ČTK)
Rund zwölf Kilometer südlich von Kairo liegt die altägyptische Totenstadt Abusir. Die tschechischen Ägyptologen besitzen die archäologische Konzession, um sie vorzugsweise zu erforschen. Sie wissen, dass es hier noch Einiges zu entdecken gibt aus der Zeit der Pharaonen. Auf jede Expedition bereiten sie sich indes auch sorgfältig vor, erklärt Jana Mynářová vom Institut für Ägyptologie der Prager Karlsuniversität:

„Wir machen eigentlich nie eine zufällige Entdeckung. Bevor wir irgendwo mit den Ausgrabungen beginnen, setzen wir uns gründlich mit dem dortigen Terrain auseinander. Das erfolgt zum Beispiel auf Basis von Satellitenaufnahmen oder geophysikalischen Forschungen. Wir wussten also, dass wir in diesem Gebiet mit einem relativ weiträumigen Bau rechnen konnten.“

Abusir  (Foto: ČTK)
Was die Archäologen aus Prag dann aber letztlich entdeckten, hat sie doch etwas überrascht. Es ist ein Tempelkomplex aus der Herrscherzeit von Ramses II., das heißt aus dem 13. Jahrhundert vor Christus. Die Anlage ist 32 mal 51 Meter groß und ein typischer Bau des Alten Ägypten, schildert Mynářová:

„Das heißt, zum Tempel gelangte man über ein Eingangstor aus ungebrannten Ziegeln, den sogenannten Pylon. Darauf folgte ein geräumiger Innenhof, dem sich ein steinerner Hof mit zwei Bauten anschloss, die als Speicher dienten. Und schließlich gelangte man zu dem heiligsten Raum, dem Tempel selbst.“

Miroslav Bárta ist der Leiter des tschechischen Forscherteams. Ihm zufolge handelt es sich bei dem Fund um eine religiöse Kultstätte:

Miroslav Bárta  (Foto: Jan Sklenář,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„In seinem Umfeld besaß der Komplex Speicher, in denen Opfergaben für tägliche Rituale gelagert waren. Gleichzeitig weisen Gegenstände, die zur Ausstattung des Tempels gehörten, darauf hin: Es handelt sich dabei um Stein- und Metallwerkzeuge, Gefäße, Keramik oder Stoffe.“

Der Tempel selbst ist unterteilt in drei parallele Räumlichkeiten. Im dortigen Sand haben die tschechischen Ägyptologen auch Fragmente von bemalten Reliefs entdeckt. Dies sei eine unschätzbare Informationsquelle für ihre weitere Arbeit. Zum einen helfen ihnen die Funde bei der Rekonstruktion der Verzierungen, aber ebenso zur Bestimmung der Funktionalität des gesamten Komplexes wie auch seiner zeitlichen Einordnung, sagt Bárta. Es wurden zwei Grabungen durchgeführt, um die Anlage freizulegen, ergänzt der Forschungsleiter:

Foto: ČTK
„Jede dieser Ausgrabungen dauerte vier bis fünf Wochen. Gegenwärtig ist der Tempel zu großen Teilen freigelegt und dokumentiert. In den nächsten Monaten wird nun die fachliche Auswertung des Fundes vorgenommen. Dazu werden die einzelnen Fundstücke untersucht und interpretiert.“

Diese Vorgänge wiederholen sich ziemlich häufig, denn in den letzten Jahren waren die tschechischen Ägyptologen bei ihren Ausgrabungen sehr erfolgreich. 2012 fanden die Forscher auf dem Gelände von Abusir das Grab einer Prinzessin, im Jahr darauf das Grab eines königlichen Leibarztes. Im Jahr 2015 entdeckten sie das Grab einer Herrscherin aus der fünften Dynastie. Es war die Begräbnisstätte von Königin Khentakawess III. mitsamt von Alltagsgegenständen aus Kalk und Kupfer.