Tschechien trauert um drei tödlich verunglückte Eishockey-Weltmeister

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Das tragische Flugzeugunglück, das sich am Mittwoch unweit von Jaroslawl ereignete, hat auch in Tschechien tiefe Wunden hinterlassen. An Bord der Jak-42, die kurz nach dem Start aus noch nicht völlig geklärter Ursache abstürzte, waren auch drei tschechische Eishockey-Weltmeister, die für das russische KHL-Team Lokomotive Jaroslawl spielten, das gerade zum Auswärtsspiel nach Minsk abgeflogen war. Bei dem Absturz kam bis auf eine Ausnahme die komplette Mannschaft aus Jaroslawl ums Leben, darunter die Tschechen Jan Marek, Karel Rachůnek und Josef Vašíček. Seitdem herrscht tiefe Trauer im Land des zwölffachen Weltmeisters.

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Als am Mittwoch ab kurz nach drei Uhr nachmittags die Meldung vom Flugzeugabsturz über den Nachrichtenticker huschte, wollten sie Sportinteressierte zunächst gar nicht glauben. Der populäre Eishockeyexperte des Tschechischen Fernsehens, Robert Záruba, sagte dazu später in einer TV-Sondersendung:

„Das erste, was mir einfiel, war der Gedanke, die drei tschechischen Spieler könnten einem glücklichen Umstand zufolge nicht an Bord der Maschine gewesen sein.“

Josef Vašíček  (Foto: ČTK)
Diese Hoffnung erfüllte sich aber nicht: „Doch leider, zirka 20 Minuten danach, haben die russischen Medien bestätigt, dass die Mannschaft von Jaroslawl in kompletter Besetzung im Flugzeug saß.“

Von da an war gewiss, dass auch der tschechische Eishockeysport drei hervorragende Spieler für immer verloren hat:

- den 30-jährigen Josef Vašíček, der 2005 im tschechischen Nationalteam stand, das in Wien Weltmeister wurde, und der ein Jahr später mit Carolina den Stanley Cup gewann.

- sowie Jan Marek und Karel Rachůnek, die vor einem Jahr maßgeblich zum sensationellen Gewinn des WM-Titels in Deutschland beitrugen, aber nur 31 beziehungsweise 32 Jahre alt wurden.



Karel Rachůnek  (Foto: ČTK)
Wie viele Eishockeyanhänger des Landes rang auch der Präsident des tschechischen Eishockeyverbandes, Tomáš Král, nach Worten, als er zum plötzlichen Tod der drei verdienstvollen Spieler gefragt wurde:

„Wir sind alle schockiert, denn es waren nicht nur drei ausgezeichnete Spieler, sondern auch prima Jungs, mit denen wir gemeinsam viele Dinge erlebt haben. Ich finde einfach keine Worte, mich darüber zu äußern.“

Auch für den ehemaligen Nationalcoach Vladimír Růžička, der Tschechien 2005 und 2010 zum WM-Titel führte, ist der Tod der drei unfassbar. Robert Záruba hob zudem ihre menschlichen Eigenschaften hervor:

„Alle drei waren sehr stark an den letzten Erfolgen des tschechischen Eishockeys beteiligt und sie verband die gleiche Eigenschaft: Sie waren umgänglich und bescheiden.“

Jan Marek  (Foto: ČTK)
Sehr stark mitgenommen vom Absturz der kompletten Mannschaft von Lokomotive Jaroslawl, in der Spieler und Trainer aus zehn Nationen unter Vertrag standen, ist auch der neue Trainer der slowakischen Nationalmannschaft, Vladimír Vůjtek. Der 64-jährige Tscheche war nämlich noch bis Ende der Saison 2010/11 Trainer des KHL-Teams, mit dem er zwei von insgesamt drei russischen Meistertiteln erkämpft hat.

„Ich war mit diesem Team sehr eng verbunden und mich hat die Nachricht vom Flugzeugabsturz umso mehr getroffen. Ich muss wiederholt daran denken, dass ich vor einem halben Jahr mit der Mannschaft noch in diesem Flugzeug gesessen habe.“

Der Präsident des Eishockey-Weltverbandes (IIHF), René Fasel, sagte in einem ersten Statement, der 7. September 2011 sei „der schwärzeste Tag in der Geschichte des Eishockeysports“. Bei dem Unglück kamen 25 Spieler, fünf Trainer und sechs Betreuer von Lokomotive Jaroslawl ums Leben.

Autor: Lothar Martin
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