Tschechien setzt verstärkt auf Atomkraft – daheim und als Auslandspartner

Atomkraftwerks Jaslovské Bohunice

Im Energiemix der Zukunft setzt Tschechien weiter verstärkt auf die Atomkraft. Sie sei die einzige Alternative zu Kohle oder Gas, sagte Premier Jan Fischer am Freitag in Prag. Und wie als demonstrative Bestätigung für diese Aussage unterzeichneten die slowakische Staatsfirma Javys und der tschechische Energiekonzern ČEZ am selben Tag einen Vertrag über die gemeinsame Nutzung und Erweiterung des slowakischen Atomkraftwerks Jaslovské Bohunice.

„Investitionen in die Atomenergie sind effektive Investitionen. Sie ist ein Energieträger, der als Garant für eine emissionsfreie Energiegewinnung gilt und der deshalb einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz leistet“, sagte Jan Fischer auf dem Europäischen Atomenergie-Forum in Prag.

Mit diesen Worten machte er rasch klar, dass sich auch unter seiner Führung nichts am Kurs der tschechischen Energiepolitik ändern werde. Nur durch die Nutzung der Atomenergie sei es für die Tschechische Republik möglich, ihre Verpflichtungen im Bereich des Klimaschutzes zu erfüllen, betonte Fischer. Und wenn man hierzulande den Energiebedarf auch nach dem Jahr 2015 abdecken wolle, müsse man bis dahin weitere Kraftwerke bauen; Kernkraftwerke oder Reaktorblöcke, versteht sich, so der Premier.

Vladimír Tošovský  (Foto: ČTK)
Auch für Industrie- und Handelsminister Vladimír Tošovský ist die Atomkraft die „nachhaltigste Lösung“ zur Deckung des landesweiten Energiebedarfs. Eine Lösung, die für ihn vor allem dann die „billigste und sauberste“ sei, wenn ein Wachstum der Weltwirtschaft nach der Krise auch wieder einen erhöhten Energieverbrauch nach sich ziehe.

Jüngstes Beispiel für die hohe Priorität der Atomkraft in der tschechischen Energiepolitik ist der Einstieg des staatlichen Unternehmens ČEZ in den Betrieb des slowakischen Atomkraftwerks Jaslovské Bohunice. Ein zwischen ČEZ und Javys geschlossener Vertrag sieht unter anderem vor, dass beide Firmen den Bau eines neuen Atomreaktors in Jaslovské Bohunice vorantreiben werden. Eine Machbarkeitsstudie dazu werde bereits für 2010 erwartet, hieß es.

Umweltschützer sind gegen das Projekt. Für Jan Beránek von Greenpeace ist auch die Kooperation von Javys und ČEZ nicht rechtens:

Jan Fischer,  Robert Fico und Mirek Topolánek  (Foto: ČTK)
„Die Partnerschaft ist ohne ein Auswahlverfahren zustande gekommen. Dadurch war es nicht möglich, das sich Konkurrenten wie französische Firma EDS oder das deutsche Unternehmen E.ON um eine Kooperation bewerben konnten.“

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico wies diese Vorwürfe jedoch zurück:

„Wir sind nach geltendem Recht vorgegangen. Und mit ČEZ haben wir den Partner gefunden, den wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt als den besten erachten und der uns aus historischer Vergangenheit ebenso bestens vertraut ist.“

Nach Meinung von Fico sei für die Auswahl eines Geschäftspartners kein Verfahren nötig. Greenpeace wiederum bat die Europäische Kommission zu prüfen, ob das Vorgehen der slowakischen Regierung nicht im Widerspruch zur EU-Legislative stehe.