Tschechien im Schnee

Foto: CTK
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Vielleicht kennen Sie den Cartoon, der als Postkartenmotiv wohl tausendfach verschickt wurde: Zwei Männer gehen durch eine winterliche Straße. Gezeichnet ist die Szene mit wenigen schwarzen Strichen, es dominiert das allumfassende Weiß. Die beiden Männer sehen wir von hinten, eigentlich schon recht weit entfernt, doch zwei geschriebene Worte geben uns Einblick in ihre gesamte Konservation. "Schnee", sagt der eine. "Ja", antwortet der andere. "Schnee", das wäre auch schon eine beinahe hinreichende Schilderung der Tschechischen Republik, wie sie sich am Donnerstagmorgen präsentiert hat.

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Wenn da nicht die üblichen Verkehrsbehinderungen wären. Bereits der Mittwoch war überwiegend weiß gewesen, in der Nacht kam noch einmal eine Ladung Neuschnee hinzu - in Prag 20 Zentimeter, in anderen Landesteilen noch mehr. Allein in Südmähren wurden seit Mittwoch tausende Tonnen Salz gestreut, erzählt ein Mitarbeiter der regionalen Straßenmeisterei auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz:

"Für uns ist die wichtigste Straßenverbindung die zwischen Viskov und Prostejov. Dort muss auf jeden Fall gesalzen werden. Dort wird gepflügt, gesalzen, gepflügt und wieder gepflügt."

Sogar einen zusätzlichen Streuwagen hat der örtliche Straßenreinigungsdienst als Verstärkung bekommen, fügt ein Kollege rasch hinzu. Es herrscht aufgeregte Krisenstabatmosphäre, gewürzt mit der angenehmen Gewissheit, dass ja eigentlich nichts passiert ist.

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Ärgerliche Situationen gab es aber allemal: Am Morgen war der Betrieb auf dem Prager Flughafen vorübergehend eingeschränkt, zahlreiche Züge haben Verspätung, die Autobahn D1 zwischen Prag und Brünn, den beiden größten Städten des Landes, musste nach einem Unfall in der Nacht für eine Stunde gesperrt werden. Wieder einmal, werden viele Autofahrer sagen, denn erst am Dienstagvormittag ging auf der D1 für mehrere Stunden gar nichts mehr. Die Unfallhäufigkeit auf dieser tschechischen Hauptverkehrsader lässt mittlerweile auch Polizeipräsident Vladislav Husak neue Pläne schmieden: Wenigstens am Montag und am Freitag sollen künftig Hubschrauber über der Autobahn kreisen, meint er:

"Die Einsatzkräfte in der Luft könnten gemeinsam mit denen am Boden ein besseres Frühwarnsystem auf die Beine stellen, und sie könnten sich in gewissem Maße auch daran beteiligen, die Einhaltung der Verkehrsregeln auf der Autobahn zu erzwingen."

Routineüberwachung auch von oben also - einstweilen noch Zukunftsmusik. Das, was derzeit in Tschechien über das Wetter zu sagen ist und im Rundfunk wie jedes Jahr auch gesagt wird, ist Folgendes: Fahren Sie vorsichtig, fahren Sie nur mit Winterreifen, und rechnen Sie damit, dass der Bremsweg länger ist, als sonst. Mit anderen Worten: Schnee. Ja.

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