Tschechien entsendet spezielles Rettungsteam nach Nepal

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Im vom Erdbeben heimgesuchten Nepal wird die Lage immer prekärer. Zahlreiche Bergdörfer sind auf dem Landweg weiter nicht erreichbar, Wasser, Lebensmittel und medizinische Hilfe werden immer dringender gebraucht, die Zahl der Opfer nimmt ständig zu. Und: Die weltweite humanitäre Hilfe kommt nur schleppend in Gang, weil die Kapazität des Flughafens in Kathmandu völlig unzureichend ist. Trotzdem bemüht sich auch die Tschechische Republik, weitere Rettungsteams und Hilfsgüter in das Katastrophengebiet zu entsenden.

Erdbeben in Nepal  (Foto: ČTK)
Am Montag haben wir bereits darüber informiert, dass die vier großen tschechischen Hilfsorganisationen ihre Hilfe für die Erdbebenopfer unverzüglich nach Ausbruch der Katastrophe in Gang gebracht haben. Und gestern hat die Regierung in Prag beschlossen, nun auch ein staatlich finanziertes Rettungsteam dorthin zu entsenden. Es ist das sogenannte Trauma-Team, das aus insgesamt 36 Ärzten, Krankenschwestern und Feuerwehrleuten besteht. Den Einwand eines Fernsehmoderators, mit dieser Hilfe womöglich zu lange gewartet zu haben, wies Außenminister Lubomír Zaorálek umgehend zurück:

Lubomír Zaorálek  (Foto: Archiv ČSSD)
„Es war zunächst wichtig, mit den Repräsentanten Nepals und der europäischen UN-Kommission zu verhandeln. Aus den Ergebnissen dieser Verhandlungen ging hervor, dass für die aktuelle Situation gerade der Einsatz eines Rettungsteams am wichtigsten sei. Folglich konnten wir erst in dem Moment, als uns dies definitiv bestätigt wurde, eine Entscheidung treffen.“

Dieses Rettungsteam ist so ausgestattet, dass es ähnlich wie ein Feldlazarett ärztliche Hilfe direkt vor Ort leisten kann. Chefarzt des Rettungsteams ist Petr Nestrojil:

„Unsere Aufgabe ist es, Verletzte zu behandeln. Leichte Verletzungen einschließlich kleinerer Brüche werden von uns schnell versorgt, die Schwerverletzten erhalten eine intensive Hilfe.“

Svatopuk Němeček  (Foto: ČT24)
Gesundheitsminister Svatopuk Němeček hebt die hohe Qualifikation des Trauma-Teams hervor:

„Im Team gibt es Spezialisten für akute Fälle, für Traumata wie auch für Verbrennungen.“

Laut Aussage von Außenminister Zaorálek sollen die Rettungskräfte mindestens zwei Wochen in Nepal bleiben, doch auch auf eine Verlängerung des Einsatzes sei man vorbereitet. Dass dieser Fall sehr wahrscheinlich eintreten wird, bestätigt der krisenerprobte Chefarzt Nestrojil:

Erdbeben in Nepal  (Foto: ČTK)
„Wir haben bereits Erfahrungen beim Rettungseinsatz nach dem Erdbeben in Pakistan gesammelt. Dort haben wir unser Team nach zehn Tagen ausgewechselt und die Materialien nachgefüllt, denn es war abzusehen, dass wir länger bleiben. Zudem bringt ein solcher Einsatz für jedes Teammitglied eine enorme psychische Belastung mit sich.“



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Bislang aber konnte die Hilfe aus Tschechien noch gar nicht richtig anlaufen, weil der mit einer Boeing geplante Flug des Trauma-Teams vom Flughafen in Kathmandu noch keine Landeerlaubnis erhalten hat. Letzten Meldungen zufolge sollte die Maschine nun am Dienstagnachmittag von Prag aus abheben. Auf dem Rückweg sollen möglicherweise tschechische Staatsbürger aus dem Erdbebengebiet ausgeflogen werden. Nach Auskunft des tschechischen Botschafters in Indien, Miloslav Stašek, haben sich zum Zeitpunkt des Erdbebens 255 Tschechen in Nepal aufgehalten. Einige kleinere Gruppen seien bereits mit den Sondermaschinen anderer europäischer Länder zurückgeflogen, über den Verbleib von einem Dutzend Tschechen aber hätte man noch keine Information. Angesichts des lückenhaften Mobilfunknetzes in der Hochgebirgsregion bestehe jedoch noch kein Grund zur Beunruhigung, sagte der Botschafter.