Tschechien am Meer: Moldauhafen in Hamburg soll wiederbelebt werden

Tschechischer Hafen in Hamburk (Foto: Tschechisches Fernsehen)

Tschechien ist ein Binnenland. Obwohl es keine Küste hat, verfügt das Land über einen Güterhafen in Hamburg. Seit den 1990er Jahren wurde er dem schleichenden Verfall preisgegeben. Nun will Tschechien dort investieren und den Schiffverkehr wieder ausbauen.

Tschechischer Hafen in Hamburk  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Die Tschechische Republik will ihr Hafenstück im Hamburger Hafen wiederbeleben. Noch in diesem Jahr könnten Schiffe dorthin zurückkehren. Das Verkehrsministerium plant Investitionen in Höhe von 150 Millionen Kronen (5,5 Millionen Euro). Die Renovierung hat bereits begonnen und soll drei Jahre dauern. Der Leiter der tschechischen Direktion der Wasserwege, Lubomír Fojtů:

„Wir wollen sicherstellen, dass dort wieder tschechische Schiffe anlegen können. Die Parkplatzanlagen für Lkws und die Güterumschlagplätze sollen renoviert werden. Ab Mitte 2016 wird das Gelände in größerem Umfang nutzbar sein.“

Eckart Bolte  (Foto: Pavel Polák,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die goldene Ära des tschechischen Hafens waren die 1970er und 1980er Jahre. Damals wurden dort jährlich bis zu 2,5 Tonnen Güter umgelagert. Heute liegt das Volumen nur noch bei einem Fünftel.

„Ich habe noch nie in meinen dreizehn Jahren hier ein tschechisches Schiff begrüßt.“ Soweit Eckart Bolte, einer der fünf Begrüßungskapitäne im Hamburger Hafen, die täglich Schiffe im Hafen willkommen heißen.

Die tschechische Regierung stritt sich nach der Wende über viele Jahre mit der pleite gegangenen Tschechoslowakischen Elbe-Oder-Schifffahrtsgesellschaft. Das war einer der Gründe für den Verfall der Anlagen. Der Geschäftsleiter der Firma Europäische Verkehrsbauten – Speed, Lukáš Hradský begründet den Rückgang des Elbe-Schiffsverkehrs folgendermaßen:

Foto: Archiv ČSPL
„Der Prozess der Abfertigung von Schiffen und Gütern hat sich durch den EU-Beitritt Tschechiens verändert. Auch die Tatsache, dass nicht in den Hafen investiert wurde, hat einen Rückgang der Schifffahrt nach sich gezogen.“

Die Tschechische Republik besitzt in Hamburg den sogenannten Peutehafen, zusätzlich hat sie den Saalehafen und frm Moldauhafen gepachtet. Die Hafenstücke wurden der neu gegründeten Tschechoslowakei nach dem Ersten Weltkrieg im Rahmen der Versailler Verträge zugesprochen. Dem Land sollte damit ein Zugang zur See gesichert werden. 1929 pachtete die Regierung in Prag die Hamburger Liegenschaften für 99 Jahre, also bis 2028. Der Kapitän der Fernschifffahrt, Jindřich Vodička, schließt nicht aus, dass auch darüber hinaus ein günstiger Pachtvertrag ausgehandelt werden könnte:

Jindřich Vodička  (Foto: Martin Kozák,  Wikimedia Public Domain)
„Hamburg spielt immer noch eine wichtige Rolle in der Seeschifffahrt. Ein Beweis dafür ist, dass dort viele ausländische Firmen ihre Zweigstellen eröffnen. Es ist der zweitgrößte Hafen Europas nach Rotterdam.“

Vodička schätzt den Plan, das tschechische Hafengelände zu kultivieren:

„Im heutigen Hamburg, das sich wandelt und entwickelt, ist dieses Gelände heute abschreckend und eine Schande für Tschechien. Ich begrüße die Initiative des Verkehrsministeriums, in die Instandsetzung des Geländes zu investieren.“