Tschechen und Deutsche verstärken Zusammenarbeit bei Aufarbeitung der Stasi-Tätigkeit

Es ist eine gute Nachricht für Historiker: Die Behörden, die in Tschechien und Deutschland die Archive der Staatssicherheitsdienste der ehemaligen Tschechoslowakei und der ehemaligen DDR verwalten, wollen künftig noch enger und intensiver zusammenarbeiten. Eine entsprechendes Dokument wurde am Montag in Prag unterzeichnet.

„Endlich“ kann man sagen. Mit der feierlichen Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Institut zur Erforschung totalitärer Regime und dem Archiv der Sicherheitsdienste auf tschechischer Seite und der Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen der ehemaligen DDR auf deutscher Seite wurde ein Makel getilgt. Denn Tschechien ist erst das vorletzte Land des ehemaligen Ostblocks, das eine Zusammenarbeit mit den deutschen Forschern begann. Zwar gab es die schon seit der Gründung des tschechischen Instituts im Februar 2008.

„Wir glauben aber, dass wir jetzt eine weiterentwickelte Stufe erreichen können“, freute sich der Direktor der Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen, Hans Altendorf.

Denn so wie nun die Forscher, arbeiteten bis zur Wende 1989 auch die kommunistischen Geheimdienste eng zusammen. Die Aufgabe laute nun, herauszufinden wie und woran genau.

„Dazu ist die Kooperation mit den Behörden in anderen Ländern wichtig, weil die Archivmaterialen, die sich in Tschechien befinden, auch für deutsche Wissenschaftler von großer Bedeutung sind. Und auch für die tschechischen Wissenschaftler ist es wichtig, auf die Informationen in unseren Archiven zugreifen zu können.“

Die ehemalige Tschechoslowakei sei ein beliebtes Urlaubsland auch für DDR-Bürger gewesen, erklärt Altendorf. Es habe damals der weit verbreitete Irrtum bestanden, dass man im Ausland der Bespitzelung durch Stasimitarbeiter nicht ausgesetzt war. Dass dem nicht so war, belegen die Akten in den Archiven beider Länder. Der Massenexodus ostdeutscher Bürger über die westdeutsche Botschaft in Prag im September 1989 etwa sei ein solcher Fall gewesen, wie Pavel Žáček, der Leiter der tschechischen Partnerbehörde bestätigt.

„Die Staatssicherheit sammelte bis zuletzt, bis November 1989, Informationen über die Halter der in Prag zurückgelassenen Trabis, denn die Ereignisse in und um die bundesdeutsche Botschaft bedeuteten für das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei eine große Bedrohung, und sie trugen ja letztlich auch zum Sturz des Regimes und zur Samtenen Revolution bei.“

Die Flucht tausender DDR-Bürger über die Botschaft der Bundesrepublik in Prag ist nur eines der Themen, mit denen sich nun die Forscher intensiver beschäftigen wollen. Das gesamte Wendejahr 1989 steht nun, 20 Jahre danach, im besonderen Fokus gemeinsamer Projekte. Dabei, und selbstverständlich auch bei der Aufarbeitung älterer Zeitabschnitte, erhoffen sich die tschechischen Forscher Impulse von deutscher Seite. Denn die Bundesbehörde für die Stasiunterlagen, die schon seit Beginn der neunziger Jahre existiert, hat von allen vergleichbaren Instituten die längste Erfahrung bei der Arbeit mit den Akten der kommunistischen Sicherheitsdienste. Er sei daher froh, dass die Zusammenarbeit nun auch formell besiegelt wurde, so Pavel Žáček.