Trinkwasser ungenießbar: Prager Stadtteil Dejvice sucht nach Ursache

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Man kennt dies aus dem Urlaub in den Tropen oder Subtropen: Wasser aus dem Hahn kann Durchfall verursachen. Doch im mitteleuropäischen Prag? Seit Samstag fließt in den Stadtteilen Dejvice und Bubeneč verunreinigtes Trinkwasser. Rund 32.000 Menschen sind betroffen, Dutzende haben nach dem Genuss des Wassers ärztliche Hilfe gebraucht. Die Wasserwerke suchen intensiv nach dem Grund für die Verunreinigung.

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Am Samstag begannen die Probleme. Regina Pešková und ihre zwei Kinder erwischte es voll:

„Auf einmal bekamen wir so starken Durchfall, dass wir erst einmal in die Apotheke mussten. Jetzt sind wir auf Diät gesetzt: Zwieback, trockenes Brötchen oder Reis. Aber wir kämpfen bereits vier Tage damit.“

Besonders in der Nacht von Samstag auf Sonntag herrschte in der Notaufnahme der Krankenhäuser großer Andrang. Bis Dienstag suchten insgesamt 130 Menschen ärztliche Hilfe auf. Die Ursache sind coliforme Bakterien im Trinkwasser der Prager Stadtteile Dejvice und Bubeneč, wie am Sonntag festgestellt wurde. Den Bewohnern wurde sogar abgeraten, das Wasser zum Kochen zu verwenden, zum Zähneputzen oder um das Gesicht zu waschen. Stattdessen stehen nun rund 60 Zisternen mit Trinkwasser in den Straßen. Auch die Gastbetriebe in den Teilen Prags sind betroffen. Martin Niebsch aus Freiburg ist seit Sonntag mit seiner Frau in einem Hotel in Prag-Bubeneč:

Illustrationsfoto: Feralbt,  Wikimedia CC BY-SA 3.0
„Als wir angekommen sind, hieß es, dass es Probleme mit dem Wasser gibt und es nicht trinkbar sei. Man hat uns einen Zettel gegeben, auf dem das noch einmal beschrieben ist und dass wir nur Wasser aus Flaschen trinken sollen. Und sobald das Problem behoben sei, würden wir informiert.“

Den Restaurants wurde sogar geraten, vorübergehend den Betrieb einzustellen oder zumindest einzuschränken.

Die Wasserwerke isolierten am Sonntag erst einmal den betroffenen Teil des Trinkwassernetzes vom Rest der Stadt. Dann wurde damit begonnen, die Leitungen durchzuspülen. Petr Mrkos ist Generaldirektor der Prager Wasserwerke:

„In dem betroffenen Teilstück werden dann alle Hydranten geöffnet und Wasser rausgelassen. Das Wasser fließt in die Kanalisation ab. Dadurch werden die Wasserleitungen durchgespült, zugleich wird stärker gechlortes Wasser eingeleitet und dadurch das verunreinigte Wasser hinausgedrückt.“

Petr Mrkos  (Foto: YouTube)
Am Montag wurden neue Wasserproben in den betroffenen Stadtteilen genommen. Ihre Ergebnisse werden jedoch erst am Dienstagabend vorliegen.

Den Grund für die Verunreinigung kennen die Wasserwirtschaftler aber immer noch nicht genau.

„Am wahrscheinlichsten halten wir die Möglichkeit, dass im Wasserleitungssystem ein toter Arm besteht. Dieser entstand wohl in den 1960er oder 1970er Jahren, er wurde aber nicht in die Karten eingetragen. Wir sind auch schon früher in Prag-Dejvice auf solche Fortsätze in den Leitungen gestoßen. Die Fortsätze sind eigentlich entstanden, weil man glaubte, dass an sie noch weitere Abnehmer angeschlossen würden“, so Petr Mrkos.

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Aus solch einem toten Arm könnte durch einen Druckabfall im Leitungssystem verunreinigtes Wasser sozusagen herausgesogen worden sein, vermutet Mrkos. Am Dienstag haben Fachleute nun begonnen, mit einer Kamera den möglichen toten Arm im Leitungssystem zu suchen. Dies soll zwei Tage dauern. Die Wasserwerke hoffen aber, dass schon ab Mittwoch in Dejvice und Bubeneč wieder sauberes Trinkwasser durch die Hähne fließt.