„Toll, dass so etwas angeboten wird“ – Schüler aus Liberec machen Stadtführungen für Deutsche

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Wenn Sie gerne mal über Grenzen schauen und Unbekanntes Sie lockt, dann kommen sie in das nordböhmische Liberec / Reichenberg. Dort laden Schüler vom Gymnasium F.X. Saldy - zu einer besonderen Stadtführung ein. Und los geht´s.

„Wir sind Schüler und Lehrer der deutschen Abteilung des Gymnasiums F.X. Šaldy hier in Liberec. Wir haben diese Stadtführung im Rahmen des ´DeutschKlubs´ vorbereitet. Das sind alles die Personen, die sie an dem Namensschild erkennen. Dann würde ich sagen: Gehen wir los!“

Die Gruppe aus deutschen Stadt-Touristen, zwei Lehrern und mehreren tschechischen Schülern bewegt sich vom Bahnhof in Richtung Stadtzentrum von Liberec. Und schon stehen wir vor der ersten Kirche, ein halb verfallenes Gebäude. Der Schüler Vašek erzählt ihre Geschichte. Und so geht es von Kirche zu Kirche bis zur Synagoge. Altes und Modernes bekommen die Teilnehmer der Stadtführung von den Schülern gezeigt und zwar von außen und von innen. Dazwischen Erklärungen, wie es eigentlich um Kirche, Glaube und Religion in Tschechien bestellt ist. Ermüdungserscheinungen bei fast 30 Grad Celsius gibt es bei den Schülern und ihren Zuhörern kaum. Vorbereitet hat diese Aktion der Lehrer Christian Bergen mit seinem Kollegen Konrad Petter und natürlich den Schülern.

Herr Bergen, wie ist eigentlich die Idee für diese Stadtführung entstanden?

„Die Idee ist aus dem ´DeutschKlub´ erwachsen. Das ist ein jahrgangsübergreifendes Angebot der deutschen Abteilung des Gymnasiums F.X. Šaldy, wo ein Kollege und ich versucht haben, Schülerinteressen auf Themen zu bündeln, die etwas mit der deutschen Sprache zu tun haben. Da ist dann auch die Idee gekommen, dass wir hier mit unseren Schülern Kompetenzen haben, die Leute in Zittau interessieren könnten: Unsere Schüler kennen sich hier in dieser Stadt gut aus und Leute aus Zittau haben Interesse an Liberec.“

Christian Bergen
Wie oft hat die Stadtführung schon stattgefunden?

An der ersten Stadtführung nahmen 200 Besucher teil
„Heute ist es die zweite Stadtführung. Die erste Stadtführung war ein überwältigender Erfolg, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Aufgrund eines Hinweises in der Sächsischen Zeitung sind zu unserer ersten Stadtführung 200 Besucher gekommen. Dieser groβe Erfolg hat uns angespornt, eine zweite Führung zu machen, diesmal aber nicht allgemein zum Thema Liberec bzw. Geschichte in Liberec, sondern wir haben versucht, ein neues Spezialthema zu finden: das Thema „Kirche, Glaube, Religion“. Ich glaube, dass in der Region Oberlausitz oder Zittau im Besonderen ein groβes Interesse an Liberec herrscht und das brauchte man einfach nur herauszukitzeln und schon kommen 200 Leute.“

Ein Teilnehmer fällt aus der Gruppe heraus. Er führt einen Drahtesel mit sich:

Ich sehe Sie hier mit dem Fahrrad auf der Stadtführung- woher kommen sie angeradelt?

„Ich komme aus Olbersdorf im Kreise Zittau. Zweieinviertelstunden für 32 Kilometer!“

Teilnehmer aus Olbersdorf ist mit dem Fahrrad angekommen
Die bis zu 30 Grad haben Sie also nicht davon abgehalten, zur Stadtführung nach Liberec zu kommen?

„Nein, weil ich die letzte verpasst habe und diesmal unbedingt dabei sein wollte. Die Schüler haben sich sehr gut vorbereitet und auch, wenn es da noch den einen oder anderen Hänger gibt, finde ich es toll, dass überhaupt so etwas angeboten wird.“

Nach gut zwei Stunden voller Geschichten und Einblicke verabschieden die Schüler, Herr Petter und Herr Bergen ihre Besucher.

„Damit sind wir am Ende unserer kleinen Stadtführung durch Liberec. Ich hoffe, es hat Ihnen Spaß gemacht. Und wir hoffen ein bisschen darauf, dass sie Mundpropaganda für unsere nächste Führung am 14. Juni betreiben. Sie wird um 10 Uhr am Bahnhof in Liberec anfangen. Ich wünsche ihnen noch einen guten Heimweg und wenn sie wollen, dann schauen sie sich doch diese wunderschöne Stadt noch ein wenig an.“