Töchter der fünfziger Jahre: Filmzeugnis über Verfolgung von Familien politischer Gefangener
Rund 450.000 politische Gefangene gab es während der kommunistischen Ära in der Tschechoslowakei. Ihre Familien waren dem ständigen Druck durch das totalitäre Regime ausgeliefert. Die Kinder politischer Gefangener wurden in den Schulen schikaniert und sie durften nicht studieren. Im Parlament in Prag wurde am Mittwoch ein neues audiovisuelles Projekt vorgestellt, das das Schicksal der Töchter der politischen Gefangenen dokumentiert.
„Mein Vater wurde im August 1953 eingesperrt. Weil er ehemaliger Leiter der Pfadfinderbewegung in Vyškov war, wurde er damals wegen Hochverrats zu zehn Jahren Freiheitsentzug sowie dem Verlust sämtlichen Eigentums und aller Bürgerrechte verurteilt.“
Ihren Vater konnte sie einmal im Jahr im Gefängnis besuchen, diese Besuche dauerten jedoch knapp 20 Minuten lang. Frau Pytlíčková erinnert sich, wie sie in der Schule von den kommunistischen Lehrern als ein Kind des Feindes des Staates präsentiert wurde. Andererseits sagt sie, dass ihre Familie damals sehr zusammenhielt und auf die Rückkehr des Vaters mit Ungeduld wartete. Als er freigelassen wurde, war sie schon erwachsen. Věra Pytlíčková hält Vorträge an Schulen über ihre Erfahrungen mit dem kommunistischen Regime. Die Schüler seien, so Pytlíčková, sehr aufmerksame Hörer:„Wenn sie dann Hausaufgaben zu dem Thema machen, schreiben sie meist, dass sie bereits wissen, warum sie die Kommunisten nie wählen werden.“Es wird geplant, dass aus dem Filmmaterial auch eine Fernsehreihe sowie ein abendfüllender Dokumentarfilm entstehen. Dieser Film wäre Produzentin Zuzana Dražilová zufolge nicht nur für die tschechische Öffentlichkeit von Bedeutung:
„Hoffentlich wird er auch im Ausland gezeigt. Ich meine, dass ein solcher Film die Prinzipien versteckter Verfolgung durch ein totalitäres Regime gut zeigen kann. Heutzutage betrifft dies natürlich Weißrussland, Kuba, Birma oder China, wo totalitäre Regime herrschen. Der Film könnte eine Mahnung sein.“