„Tiefe Zusammenarbeit“ - Deutsche Caritas unterstützt weiter tschechische Flutopfer

Foto: Kristýna Maková

Im Juni dieses Jahres wurden einige Regionen Tschechiens vom Hochwasser heimgesucht. Fast 1000 Gemeinden waren von der Flut betroffen. An der Hilfe für die Hochwasseropfer hat sich auch die Caritas Tschechien stark beteiligt. Sie bekam dabei auch Unterstützung vom Deutschen Caritasverband, dieser spendete mehr als 20 Millionen Kronen (ca. 820.000 Euro) für die Flutopfer. Vergangene Woche kam der deutsche Caritas-Referent für Fluthilfe, Tobias Nölke, nach Tschechien, um die Situation in den zuvor überschwemmten Orten zu beurteilen. Im Folgenden ein Interview mit Tobias Nölke.

Tobias Nölke und Pavel Šimek  (Foto: Martina Schneibergová)
Herr Nölke, Sie sind als Vertreter des Deutschen Caritasverbands zu Besuch nach Prag gekommen. Was ist der Zweck Ihrer Visite, und reisen Sie auch in die Regionen?

„Ja, bei mir geht es gleich in die vom Hochwasser betroffenen Region des Bistums Prag: nach Neratovice und Roudnice nad Labem. Danach reise ich nach Litoměřice / Leitmeritz. Wir haben im Sommer einige Flutprojekte für die Diözesen Prag, Litoměřice / Leitmeritz und Hradec Králové / Königgrätz anschieben können. Die Projekte wurden Ende Juli gestartet und befinden sich jetzt in der Endphase. Jetzt schauen wir noch mal, wie die Implementierung bisher verläuft, und wo man jetzt noch etwas mehr tun kann.“

Worin bestanden die Projekte konkret?

„Ganz wichtig war, dass wir die von der Flut betroffenen Menschen mit psychosozialer Nachsorge unterstützt haben. Denn viele Familien waren schon von früheren Überschwemmungen betroffen. Es gibt eine lange und tiefe Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Caritasverband und der Caritas Tschechien. 1997 oder 2002 haben wird schon bei der Fluthilfe kooperiert. Die psychosoziale Nachsorge ist ein sehr wichtiger Punkt, weil die Leute, die von der Flut betroffen sind, verschiedene Hilfestellungen brauchen. Manche sind einfach nur dankbar, dass sie jemanden haben, der ihnen zuhört. In anderen Fällen ist es so, dass bestimmte Problemlagen, die in der Familie schon vorgeherrscht haben, durch die Flut noch mal aufbrechen. Psychosoziale Nachsorge, für die Menschen da zu sein, ist höchst wichtig. Aber auch der finanzielle Aspekt ist von Bedeutung. Das heißt, dass die vom Hochwasser betroffenen Familien mit Geld – abhängig von deren Vermögen, Einkommen und den Schäden am Haus – unterstützt werden.“

Foto: Kristýna Maková
Sie waren schon im Sommer kurz nach der Flut in Tschechien. Wo haben Sie damals geholfen?

„Im Sommer haben die Freiwillige von der Caritas den Leuten sehr schnell geholfen. Wir haben beispielsweise in Litoměřice eine kleine Kirche in ein Warenlager umfunktioniert, dort konnten die Menschen hinkommen, um Hilfe zu holen. Damals habe ich mit einigen sehr engagierten Freiwilligen gesprochen, die das in ihrer Freizeit machten und in direktem Kontakt mit den Menschen wirklich sehr viel geleistet haben.“

Waren es Freiwillige nur aus Tschechien?

„Ja, das waren Freiwillige von der Caritas Tschechien. Deutschland war auch von der Flut betroffen, deswegen haben die deutschen Freiwilligen dort geholfen. Wir vom Caritasverband wollten aber in Zeiten einer so schlimmen Not unsere tschechischen Freunde und Partner nicht alleine lassen. Wir unterstützen sie auch finanziell, sodass den Menschen hierzulande gut und nachhaltig geholfen werden kann. Es geht nicht nur darum, sie unmittelbar nach der Flut zu fördern. Sondern es ist notwendig, dass die Menschen durch die psychosoziale Nachsorge und durch entsprechende Hilfsgelder, die ausgezahlt werden, in der Lage sind, mit den Folgen der Flut nicht nur leben, sondern diese möglichst auch bewältigen zu können“

Foto: Martina Schneibergová
Haben Sie inzwischen ein Feedback, wie die Menschen auf die Hilfe von der Caritas reagieren?

„Das erste Feedback, das wir erhalten haben, war, dass die Leute sehr dankbar sind, dass ihnen jemand zuhört. Sie waren dankbar, dass in diesen verschiedenen Problemlagen, in denen sich die Familien befinden, durch diesen engen Kontakt mit einer Sozialarbeiterin oder einer Psychologin Hilfe erfolgen kann. Hinzu kommt die finanzielle Hilfe, denn die Gelder vom Staat oder von der Versicherung reichen meines Wissens nach nicht aus, um die entstandenen Schäden zu beheben.“