Tibet-Schicksal: Auch Václav Havel demonstriert vor chinesischer Botschaft in Prag

Demonstranten in Prag (Foto: ČTK)

Am Wochenende kam es in Tibet zu gewalttätigen Demonstrationen gegen Unterdrückung der Menschenrechte durch die chinesische Regierung. Die chinesischen Sicherheitskräfte griffen hart durch, es gab nach inoffiziellen Angaben Dutzende von Toten auf seiten der Demonstranten. In Prag wurde mit Protesten vor der chinesischen Botschaft reagiert.

Unruhen in Tibet  (Foto: ČTK)
Tibet ist abgeriegelt. Die Ausgangssperre wird von chinesischen Sicherheitskräften und Soldaten massiv durchgesetzt, seit es am Freitag zu Protesten und gewalttätigen Ausschreitungen seitens tibetischer Demonstranten in der Stadt Lhasa kam. Alle Ausländer wurden von der chinesischen Regierung aufgefordert, Tibet unverzüglich zu verlassen. Telefonleitungen und Mobilfunkverbindungen wurden gekappt. Ein Sprecher der tibetischen Exilregierung sprach von mindestens 80 Toten und mehr als 70 Verletzten unter den Demonstranten. Die chinesische Regierung gibt 10 Tote an. Das geistige Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, hat inzwischen von einem „kulturellen Genozid“ an seinem Volk gesprochen. Längst haben die Proteste auch Europa erreicht:

Demonstranten in Prag  (Foto: čTK)
„Freiheit für Tibet“, das skandierten die Demonstranten am Sonntagabend vor der chinesischen Botschaft in Prag. 500 Menschen waren es nach Schätzungen der Polizei.

„Wir verlangen die Freilassung der präventiv verhafteten Personen. Wir fordern mit Nachdruck, dass sie menschenwürdig behandelt und vor allem nicht gefoltert werden.“

So die Veranstalter der Demonstration vor der chinesischen Botschaft. Dazu aufgerufen hatten die Grüne Partei sowie mehrere Menschenrechtsorganisationen. Vor Ort waren auch grüne Spitzenpolitiker, wie Parteichef Martin Bursík und Fraktionschefin Kateřina Jacques, um dem chinesichen Botschafter einen Protestbrief zu übergeben. Sie konnten ihn aber nur über den Zaun der Botschaft werfen, da dort niemand reagierte. Kateřina Jacques erläutert die Initiative:

Martin Bursík und Kateřina Jacques  (Foto: ČTK)
„Die Tibeter äußern ihre Meinung und ihren freien Willen. Das ist ihr Recht, das wir – nach Jahren der Unfreiheit und Unterdrückung – als völlig legitim betrachten. Die gewalttätige Unterdrückung dieser Proteste ist für uns unannehmbar.“

Während Präsident Václav Klaus sich bisher nicht zu den Vorgängen in Tibet geäußert hat, bezog sein Vorgänger im Amt, der Schriftsteller Václav Havel, direkt vor der chinesische Botschaft in Prag Stellung:

Václav Havel  (Foto: ČTK)
„Es ist sympathisch und für mich eine große Ermutigung, dass so viele Menschen, vor allem junge Leute, dem nicht gleichgültig gegenüberstehen, was auf der anderen Hälfte der Erdkugel vor sich geht. Es geschehen dort ernste Dinge.“

Das tschechische Außenministerium hat inzwischen zur Zurückhaltung im Konflikt aufgerufen, gleichwohl die Angriffe auf friedliche und unbewaffnete Demonstranten verurteilt. Außenminister Karel Schwarzenberg forderte die freie Berichterstattung unabhängiger Medien aus Tibet. Die Proteste in Prag sollen indes am Mittwoch fortgesetzt werden.