Temelin: Probebetrieb ein Stück Wahlkampagne?

Hezoucky, Zeman, Drabova und Gregr (v.l.n.r.), Foto:CTK

Am Montag haben Premier Milos Zeman und sein Industrieminister Miroslav Gregr das umstrittene südböhmische Kernkraftwerk Temelin besucht. Was die beiden dorthin führte, erfahren sie nun von Olaf Barth.

Hezoucky,  Zeman,  Drabova und Gregr  (v.l.n.r.),  Foto:CTK
Der Grund für den hohen Besuch: Der erste Block des umstrittenen Atomkraftwerks hat am Montag nach einem 19-monatigen Testlauf den Probebetrieb aufgenommen. Was das genau bedeutet versuchte Temelin-Sprecher Milan Nebesar zu erklären:

"Der Probebetrieb bedeutet weder für das Personal noch für das Kraftwerk als solches etwas Neues. Der Reaktor wird mit Maximalleistung laufen und es werden keinerlei Tests vorgenommen."

Regierungschef Milos Zeman und Industrieminister Miroslav Gregr sahen in der Aufnahme des Probebetriebs einen bedeutenden Schritt zur eigenständigen Energieerzeugung. Was meint Dana Kuchtova, die Sprecherin der Anti-Temelin-Bewegung "Südböhmische Mütter" dazu?:

"Wir haben schon früher kritisiert, dass Temelin technisch noch nicht für den Probebetrieb vorbereitet ist. Es ist nämlich vieles von dem, was im Melker Vertrag vereinbart wurde, noch nicht erfüllt",

sagt Frau Kuchtova und erklärt, warum der Probebetrieb noch nicht aufgenommen werden sollte:

"Vor dem Probebetrieb muss die Anlage beweisen, dass sie 144 Stunden ohne Störfälle zu laufen im Stande ist. Das war, wie wir wissen, in Temelin nicht der Fall. Es hat sich wieder gezeigt, dass das Staatliche Amt für Kernsicherheit unter politischem Druck handelt und dass es den Parteien vor den Wahlen darum geht, einen Sieg präsentieren zu können."

So bezeichnete die Temelin-Gegnerin Kuchtova den Auftritt von Zeman und Gregr auch als peinliches Wahlkampftheater. Und was die vom Premier zitierte eigenständige Energieerzeugung angeht, sagt sie:

"Es ist ein Unsinn, was unser Premier dort gesagt hat. Wir sind schon seit drei Jahren selbständig, was die Energieversorgung angeht. Wir exportieren aber Energie nach Deutschland und haben das bis Anfang 2002 zu Dumpingpreisen getan, für rund die Hälfte des tschechischen Energiepreises."

Laut Kuchtova könnte man in Tschechien sogar einige energieproduzierende Anlagen abschalten.

Autor: Olaf Barth
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