Syrischer Vize-Außenminister in Prag: Hoffnung auf humanitäre Hilfe und weitere Verhandlungen

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Prag hat am Donnerstag diplomatischen Besuch aus Damaskus empfangen. Der syrische Vize-Außenminister Faisal al-Miqdad ist mit seinem tschechischen Amtskollegen Martin Tlapa zusammengetroffen. Zudem stehen Gespräche mit weiteren Regierungsvertretern auf dem Programm.

Faisal al-Miqdad  (Foto: ČTK)
Der stellvertretende Außenminister Syriens, Faisal al-Miqdad, ist am Donnerstag in Tschechien eingetroffen. Er erwidert damit den Besuch seines Amtskollegen Martin Tlapa in Damaskus. Dieser hatte im November vergangenen Jahres stattgefunden.

Im Mittelpunkt der Gespräche stehen einerseits die diplomatischen Bemühungen um den Frieden in Syrien. Die Verhandlungen in Genf waren zuletzt ins Stocken geraten. Andererseits macht Tlapa auch die Flüchtlingskrise zu einem Thema:

Syrische Flüchtlinge  (Foto: Robert Cotič,  CC BY 3.0)
„Man spricht hier in Europa von einer Krise durch die Migration. Wir sollten uns klar auf die Gründe konzentrieren, aus denen die Menschen aus Syrien flüchten. Die EU und auch Tschechien müssen Wege finden für eine friedliche Lösung des Konflikts.“

Daneben trifft sich die Delegation aus Damaskus mit weiteren Vertretern der tschechischen Regierung. Die Friedensgespräche sind bestimmendes Thema des Zusammenkommens mit Außenminister Lubomír Zaorálek (Sozialdemokraten). Doch hat der Besuch der Syrer auch eine wirtschaftlich Seite. Finanzminister Andrej Babiš (Partei Ano) hat bereits am Donnerstagvormittag zu Konsultationen gebeten. Dazu al-Miqdad:

Syrienkonflikt  (Foto: Christiaan Triebert,  CC BY 2.0)
„Wir sehen der Zeit nach dem Konflikt entgegen. Syrien und Tschechien können bisher auf 50 Jahre guter Wirtschaftsbeziehungen zurückblicken. Der Finanzminister wurde von uns über die gegenwärtige Situation informiert. Weiterhin haben wir die Möglichkeiten humanitärer Hilfe besprochen genauso wie die weitere Entwicklung unseres Landes. Übereingekommen sind wir darin, dass wir unsere Beziehungen vertiefen müssen. Dazu müssen jedoch wieder Frieden und Sicherheit in Syrien herrschen.“

Der humanitäre Beistand im Syrienkonflikt ist für Prag ein wichtiges Anliegen. Bereits in der Vergangenheit hat Tschechien große Anstrengungen in diese Richtung geleistet. Laut Martin Tlapa sind seit 2012 dem Roten Kreuz und Roten Halbmond rund 170 Millionen Kronen zugekommen. Besonders diese Organisationen sind für Tlapa die wichtigsten Partner:

Martin Tlapa  (Foto: Archiv des tschechischen Außenministeriums)
„Dem Roten Kreuz ist es möglich, Hilfe in noch umkämpfte Regionen Syriens zu bringen. Die Unterstützung gelangt somit an die zurzeit gefährlichsten Orte. Das ist für die Menschen dort ungemein wichtig.“

Dass al-Miqdad in Tschechien einen Ansprechpartner sieht, ist kein Zufall. So ist Tschechien das einzige Land Europas, das seine Botschaft in Damaskus nicht aufgegeben hat. Die Vertretung ist somit zu einem Dreh- und Angelpunkt der westlichen Diplomatie in Syrien geworden. Martin Tlapa:

„Die vorhergehende tschechische Regierung hat sich dazu entschlossen, die Botschaft in Damaskus zu halten. Das war eine sehr kluge Entscheidung. Nur so können wir herausfinden, was in Syrien gebraucht wird.“

Neben der EU greifen auch die USA auf die tschechischen Vertreter zurück, um den Kontakt mit der Regierung Assads, der Menschrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen angelastet werden, nicht versiegen zu lassen. Auch Faisal al-Miqdad hebt bei seinem Besuch die Rolle der tschechischen Gesandten hervor:

Eva Filipi  (Foto: Archiv des Rates für auswärtige Beziehungen)
„Die tschechische Botschafterin Eva Filipi trägt nicht nur für Tschechien Verantwortung, sondern auch für weitere europäische Staaten und die USA. Unsere gesamte Kommunikation mit den Vereinigten Staaten läuft über die tschechische Gesandte.“