Stumm durchs magische Prag

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Das Stummfest, das Open-Air-Festival tschechischer und deutscher Stummfilme lockte am Wochenende über 250 Besucher in den Prager Klub v Jeleni. Tschechische und deutsche Künstler untermalten die Stummfilme aus den Zwanziger Jahren, die alle in Prag spielen, mit Livemusik. Susanne Hasenstab hat sich am Freitagabend dort umgesehen.

'Nächtlicher Schrecken'
Alte Filme, junges Publikum, das Wetter kühl, die Atmosphäre dafür umso wärmer. Die tschechische Gruppe des Vereins MitOst, ein Zusammenschluss junger Leute für Kulturaustausch in Mitteleuropa, hatte fünf Stummfilme ausgewählt, Raritäten aus den Zwanziger Jahren, die wohl kaum ein Besucher zuvor gesehen hatte.

"Vor allem bin ich deshalb gekommen, weil ich diese ungewöhnlichen Filme in keinem Kino Prags und in keinem Filmclub sehen kann", erzählt ein junger Besucher aus Prag. Unterlegt wurden die Stummfilme mit improvisierter Musik von bekannten Prager Künstlern, mal mit Klarinette, mal mit lockeren Schlagzeug- und Saxophonklängen.

Die Filme haben alle eins gemeinsam: Den Schauplatz Prag. Ob in der Verwechslungskomödie "Prager Adamiten" oder dem ältesten der vorgeführten Stummfilme, der tschechischen Kurzkomödie "Nächtlicher Schrecken" aus dem Jahr 1914, immer erkennt man das alte Prag, die engen Gassen der Altstadt, die Moldau. Vera Zemanova, eine der Koordinatorinnen des Festivals, erzählt:

'Golem'
"Wir wollten zum einen das historische Prag der Vorkriegszeit zeigen, zum anderen das magische, geheimnisvolle Prag, das typisch für die Stummfilme des 20. Jahrhunderts ist."

Nach acht bis neun Jahrzehnten sind die Filme also für zwei Abende an ihren Entstehungsort zurückgekehrt. Mit Decken und heißer Schokolade ausgestattet zittern sich die meisten Besucher durch den deutschen Stummfilmklassiker "Der Golem, wie er in die Welt kam", den der Frankfurter Musiker Theodor Köhler am Klavier begleitet.

"Ich fand es toll, vor allem Golem, der letzte Film. Trotz der Kälte hat es sich auf jeden Fall gelohnt, dass man da geblieben ist", meint eine Studentin aus Deutschland. Auch ihre Freundin ist begeistert von dem Abend:

"Ich fand es eine tolle Sache, da man selten Stummfilme im Kino und noch seltener Open Air sieht. Vor allem die Live-Musik hat eine ganz besondere Atmosphäre geschaffen."