Streit um die Katholische Fakultät der Karlsuniversität

Die Akkreditierungskommission hat Ende der vergangenen Woche dem tschechischen Schulminister Eduard Zeman vorgeschlagen, der katholischen Fakultät der Prager Karlsuniversität einige ihrer bisherigen Kompetenzen zu entziehen. Dies war neues Öl in das Feuer des schon seit längerem schwelenden Streits um die altehrwürdige Fakultät. Olaf Barth berichtet.

Welcher Kompetenzen die priesterlichen Lehrherren an der Fakultät demnächst beraubt werden sollen, das ist noch nicht so ganz klar. Anscheinend wird darüber noch verhandelt, wenig Konkretes ist in Erfahrung zu bringen. Es heißt jedoch, dass sowohl der Magister- als auch der Doktoranten-Studiengang davon betroffen seien - möglicherweise gar gestrichen werden. Der Sprecher der tschechischen Bischofskonferenz, Daniel Herman, deutete gegenüber Radio Prag an, dass es darum gehe, die Kompetenzen der akademischen Organe - wie Personalfragen und Studienorganisation - in die Hände des Universitätsrektorats zu übergeben. Vieles sei aber noch offen.

Dafür verriet uns Daniel Herman aber wie es zu der angekündigten Umstrukturierung gekommen ist:

"Der Vatikan, Kardinal Miroslav Vlk als Großkanzler der Katholischen Fakultät und auch der Rektor der Karlsuniversität, Professor Wilhelm, haben sich auf eine Reform der theologisch-katholischen Fakultät geeinigt. Endlich, nach langen Verhandlungen, ist nun der Weg für die Erneuerung der Fakultät frei. Ursache der Turbulenzen ist ein Konflikt zwischen ultrakonservativen und reformorientierten Kräften innerhalb der Fakultät."

Presseberichten zufolge habe die Kommission zudem festgestellt, dass die Katholische Fakultät nicht die für ein Hochschulbildungsniveau notwendigen Standards erfülle.

Daniel Herman erläutert hingegen, warum die Katholische Kirche mit der Fakultät schon länger unzufrieden war:

"Der Dogmatiker Vaclav Wolf gilt als Vertreter einer extrem konservativen Theologie. Bereits von 1990-1997 hat Wolf an der Spitze der theologischen Fakultät gestanden. Nach einer massiven Intervention der vatikanischen Bildungskongregation musste er vor vier Jahren sein Amt niederlegen. Wolf führte die Fakultät in ein Ghetto. Durch seine Starrheit würden die Studenten negativ beeinflusst, hieß es. Seine Lehren stünden im Widerspruch zum zweiten vatikanischen Konzil: Frauen und Laien mache er es so gut wie unmöglich, ein Studium an der Fakultät aufzunehmen."

Autor: Olaf Barth
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