Staatspräsident Klaus legt Veto ein: Filmemacher warten auf Geld

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Die tschechische Filmwirtschaft hat es im internationalen Vergleich seit vielen Jahren schwer: Es fehlen erfolgreiche eigene Produktionen, und auch die ausländischen Filmteams sind weiter nach Osten gezogen. Ein Grund ist die unsichere staatliche Förderung. Deswegen hat das tschechische Parlament vor kurzem eine Novelle des Gesetzes zur Filmförderung verabschiedet. Sie soll dem Staatsfonds für Kinematographie höhere und stabilere Einnahmen bescheren. Doch Staatspräsident Václav Klaus hat das Gesetz gestoppt.

Václav Klaus  (Foto: ČTK)
Klappe, die zweite, für das Gesetz. Staatspräsident Klaus hatte nämlich schon einmal verhindert, dass die tschechische Filmindustrie mehr Geld erhält. Im Jahr 2006 legte er auch schon sein Veto gegen eine erste Neufassung des Gesetzes zur Filmförderung ein. Argumente von damals wiederholt er nun:

„Warum sollte man einen Fonds speziell für Filme schaffen, und nicht einen für Musik, bildende Kunst oder jeden anderen Kulturbereich?“

Eine rhetorische Frage: Denn Václav Klaus hält jegliche Art von Unterstützung für überflüssig. Die Filmindustrie sei ein ganz normaler Wirtschaftszweig, und damit basta! Es fehle nicht an Geld, sondern an Ideen, ließ der Staatspräsident noch den tschechischen Regisseuren und Drehbuchautoren ausrichten.

Jan Svěrák  (Foto: Alžběta Švarcová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die aber kennen ihr Staatsoberhaupt - und haben Gegenargumente. Jan Svěrák ist der erfolgreichste tschechische Filmregisseur seit der Wende von 1989, sein Drama „Kolja“ erhielt ein Oscar. Svěrák ist Vorsitzender des Verbandes tschechischer Filmproduzenten. Er sagt, Filmproduktionen seien natürlich ein Wirtschaftszweig, aber der Markt in Europa sei verzerrt:

„Man kann von der Gesetznovelle halten, was man will. Sie rückt einfach die Verhältnisse zurecht, damit die tschechischen Kinoproduktionen dieselben Bedingungen erhalten wie die in anderen Ländern.“

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Alle Länder in Europa würden ihre Filmindustrie auf die eine oder Art unterstützen, so Svěrák. Tschechien sei dabei das einzige Land, das keine Fördermittel direkt aus dem Staatshaushalt abzweige.

Laut dem Gesetzentwurf soll die tschechische Filmförderung in Zukunft mehr Geld erhalten und aus anderen Quellen schöpfen: Zum Beispiel floss bisher je eine Krone von jeder Kinokarte in den Fonds, nun sollen es bei Multiplex-Kinos zwei Kronen sein. Eine weitere Änderung betrifft das Geld aus Fernsehwerbung. Bisher zahlte das öffentlich-rechtliche Fernsehen aus seinen Werbeeinnahmen in den Fonds. Nun gibt es eine wichtige Änderung, wie Svěrák erläutert:

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„Mit den Betreibern privater TV-Sender wurde abgesprochen, dass sie zwei Prozent aus ihren Werbeeinnahmen an den Fonds abführen. Dafür haben sie das Geschenk erhalten, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen keine Reklame mehr sendet. Der Werbemarkt gehört ihnen also allein.“

Aktuell verwaltet der Staatsfonds für Kinematographie praktisch leere Kassen, da das Tschechische Fernsehen bereits jetzt kein Geld mehr überweist. Gefördert wird deswegen derzeit nur mit einer symbolischen Krone. Im kommenden Jahr soll die tschechische Filmindustrie nach dem Willen der Regierung aber umgerechnet rund 9,5 Millionen Euro erhalten.

Autor: Till Janzer
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