Staatsfeiertag: Orden und die Bilanz von Präsident Klaus „20 Jahre danach“

Der tschechische Staatspräsident Václav Klaus (Foto: ČTK)

Tschechien hat am Mittwoch der Staatsgründung im Jahr 1918 gedacht. Wichtigste Akte sind an diesem Feiertag traditionsgemäß die Rede des Staatspräsidenten und die Vergabe höchster staatlicher Auszeichnungen im Vladislav-Saal der Prager Burg.

Staatspräsident Václav Klaus zog am Mittwoch in seiner Ansprache eine Zwischenbilanz, 20 Jahre nach dem demokratischen Umbruch. Er sprach von Wellen der Unzufriedenheit, welche die tschechischen Bürger immer wieder befallen. Er zählte einige Ursachen auf wie zu hohe Erwartungen nach 1989, eine gewisse Müdigkeit bei der älteren Generation, aber auch bestimmte Besonderheiten der tschechischen Gesellschaft. Er mahnte, die Errungenschaften von Demokratie und Marktwirtschaft zu ehren, auch wenn sie nicht perfekt sind, und auch in der weltanschaulichen Auseinandersetzung nach dem größtmöglichen gemeinsamen Nenner zu suchen.

Der tschechische Staatspräsident Václav Klaus  (Foto: ČTK)
Erneut äußerte sich Klaus kritisch gegen die europäische Integration und mahnte an, an dieser auf rationale Weise teilzunehmen:

„Jeden weiteren Schritt zur Erweiterung und Vertiefung der Europäischen Union sollten wir danach beurteilen, in wie weit er zur Erhöhung unserer Freiheit und unseres Wohlstands beiträgt. Andere Kriterien halten vor der Geschichte nicht stand“, sagte Klaus.

Neben der Rede des Staatspräsidenten stand am Abend des 28. Oktober die Vergabe der Orden im Mittelpunkt. Klaus zeichnete diesmal 23 Tschechinnen und Tschechen aus. Wie in den Jahren zuvor waren viele Widerstandskämpfer gegen Hitler und gegen das kommunistische Regime darunter.

Anděla Dvořáková,  Josefina Napravilová und Václav Klaus  (Foto: ČTK)
Josefina Napravilová hat zum Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg Nachforschungen nach tschechischen Kindern betrieben, die von den Nazis in andere Länder verschleppt worden waren:

„Die erste Idee dazu kam, als ich im Jahr 1945 mit Kindern zu arbeiten begann. Da habe ich mir gesagt: Wo sind denn unsere tschechischen Kinder abgeblieben? “, so Napravilová.

Die heute 95-Jährige machte damals 40 Kinder ausfindig und holte sie zurück, darunter auch Kinder aus Lidice, deren Eltern bei der Vergeltungsaktion der Nazis wegen des Attentats auf Reinhard Heydrich umgebracht worden waren. Josefina Napravilová erhielt den Masaryk-Orden.

Karel Gott  (Foto: ČTK)
Der höchste Orden, der des Weißen Löwen erster Klasse, musste diesmal posthum verliehen werden. Otakar Černý, der bei der Royal Airforce im Zweiten Weltkrieg in der tschechoslowakischen Fliegerstaffel gekämpft hat, war vor nur zwei Wochen im Exil in Großbritannien gestorben.

Ausgezeichnet wurden aber auch Menschen, die in Sport, Kultur oder Wissenschaft Herausragendes geleistet haben. Mindestens zwei davon sind unter anderem auch in Deutschland bekannt: Schlagersänger Karel Gott und der in München lebende Karikaturist Ivan Steiger, der beispielsweise in der „Zeit“ veröffentlicht.