Spitzenpolitiker kritisieren Privatisierungsvorhaben der Regierung Fischer

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Das Übergangskabinett von Premier Jan Fischer ist voraussichtlich nur noch zwei Monate im Amt. Nach den vorgezogenen Neuwahlen im Herbst wird eine neue Regierung das Zepter übernehmen. Bis dahin sollen Fischer & Co. eine sachlich-ruhige Regierungspolitik betreiben, ohne unumkehrbare Entscheidungen zu treffen. Eine solche Entscheidung ist jedoch nach Ansicht vieler Spitzenpolitiker die geplante Privatisierung des ehemaligen Militärflugplatzes in Pilsen.

Es ist gerade einmal zwei Wochen her, da warnte Finanzminister Eduard Janota: Dem tschechischen Staat drohe im kommenden Jahr eine Neuverschuldung von umgerecht acht Milliarden Euro. Eine gewaltige Summe, weshalb einige Finanzexperten bereits das Szenario eines Staatsbankrotts an die Wand malen. Die öffentliche Hand in Tschechien muss also das Geld festhalten und sparen, wo es nur geht. Ein Grundsatz, den die Tschechische Armee schon lange beherzigen muss. Deshalb drängt das Verteidigungsministerium immer öfter darauf, dass unrentable Liegenschaften der Armee so schnell als möglich veräußert werden. Zum Beispiel der Militärflugplatz in Líně bei Plzeň / Pilsen. Er wird schon mehrere Jahre von der ortsansässigen Firma PlaneStation gemietet und als ziviler Flugplatz betrieben. Jetzt soll er der Betreiber GmbH zum Kauf angeboten werden, und zwar ohne Ausschreibung.

„Da die Firma PlaneStation bereits einen langfristigen Mietvertrag für den Flugplatz hat, ist sie für uns logischerweise auch die erste Adresse als Käufer. Es liegt schon ein Gutachten über die erste Verkaufsphase vor. Diese Phase betrifft den Verkauf der Start- und Landebahn sowie die daran angrenzenden Grundstücke. Der Verkaufspreis wird auf mehrere hundert Millionen Kronen taxiert“,

begründet der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Jan Pejšek, das Vorhaben des Ressorts. Ein Vorhaben, das jedoch bei den beiden größten politischen Parteien des Landes alles andere als Unterstützung findet:

„Die Aufgabe der Regierung ist es mit Sicherheit nicht, die Privatisierung größerer Projekte durchzuführen“, kritisiert der Vizechef der Bürgerdemokraten (ODS) und ehemalige Landwirtschaftsminister, Petr Gandalovič, die Absicht der Regierung Fischer, das Flughafengelände vollends abzustoßen. Sozialdemokratenchef Jiří Paroubek wiederum ist die Art und Weise, wie die Privatisierung ablaufen soll, ein Dorn im Auge:

„In erster Linie müssen solche Transaktionen mit einer Ausschreibung durchgeführt werden. Ich wäre sehr ungehalten darüber, wenn der Premierminister staatliches Eigentum einfach verhökern würde.“

Solche und ähnliche Reaktionen von Seiten der politischen Parteien erhielt das Verteidigungsministerium auch noch auf zwei weitere Privatisierungspläne für militärische Anlagen. Es hat also den Anschein, als seien dem Fischer-Kabinett weitgehend die Hände gebunden bei dem Versuch, das arg gebeutelte Staatssäckel etwas zu stopfen. Umso gespannter darf man sein, welche Konzepte zur Sanierung der Staatsfinanzen nach dem Wahltag greifen sollen.