Spionage, Charta 77, Umsturz-Planung

Foto: Archiv der tschechischen Ethikkommission

Tschechien hat fünf weitere Widerstandskämpfer gegen den Kommunismus anerkannt.

Foto: Archiv der tschechischen Ethikkommission
In Tschechien wird der Widerstand gegen den Kommunismus als Dritter Widerstand bezeichnet. Der Erste steht für den Unabhängigkeitskampf gegen die Habsburger Monarchie im Ersten Weltkrieg, der Zweite für den Kampf gegen die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Der sogenannte Dritte Widerstand wurde durch ein Gesetz von 2011 anerkannt. Seitdem wurde rund 1400 Menschen bescheinigt, dass sie sich gegen den Kommunismus aufgelehnt haben.

Über die Anerkennung entscheidet das Verteidigungsministerium. Doch es gibt Grenzfälle, diese werden durch eine Ethikkommission beurteilt. Sie hat sich bisher mit 500 Berufungen befasst, und in 66 Fällen wurde diesen stattgegeben. Jiří Kaucký ist Vorsitzender der Kommission. Er beschreibt die Schwierigkeiten im Prozess der Anerkennung:

Vladimír Stehlík  (Foto: Archiv Post Bellum)
„Die überwiegende Mehrheit der Antragsteller hat ihren Widerstand in den 1950er und in den 1970er Jahren geleistet. Wir befinden uns daher in der Regel in Beweisnot ebenso wie das Verteidigungsministerium.“

Die Ethikkommission muss daher gründlich recherchieren. Nach Beweisen wird nicht nur in Gerichtsakten, sondern auch etwa in der zeitgenössischen Presse gesucht. Jüngst hat die Kommission über die Auszeichnung von fünf weiteren Gegnern des früheren kommunistischen Regimes entschieden.

Unter ihnen ist der 98-jährige Jan Havel. Im Jahr 1949 überquerte er dreimal die tschechisch-bayerische Grenze, um geheimdienstliche Informationen zu übergeben. Bei seinem letzten Grenzgang wurde er festgenommen. Es folgte ein Gerichtsverfahren und ein Urteil zu 25 Jahren Haft. Vladimír Stehlík wiederum hat im Rahmen seiner Widerstandstätigkeit unter anderem die Zerstörung des gegen die Sendungen von Radio Freies Europa gerichteten Störsenders in Brno / Brünn geplant.

Karel Šimek  (Foto: Skautský almanach)
„Wir wollten den Sendemast mit Benzin anzünden und weglaufen. Wir waren uns sicher, dass wir damit niemanden töten würden. Die Besatzung des angrenzenden Verwaltungsgebäudes hätte durch die Fenster hinausspringen können. Aber bevor die Feuerwehr eingetroffen wäre, wäre der Störsender bereits durch die Flammen zerstört.“

Kurz vor der Tat wurde Stehlík aber verhaftet und musste dann fünf Jahre Zwangsarbeit leisten in den Urangruben.

Der bereits verstorbene Karel Šimek war Mitglied einer Widerstandsgruppe in der tschechoslowakischen Armee, die einen Umsturz plante. Josef Stejskal nahm seine Auszeichnung hingegen für seinen langjährigen Widerstand gegen das Regime entgegen. Er hatte Kontakte zu einem Agenten des amerikanischen Militärgeheimdienstes CIC. Der jüngste der Ausgezeichneten ist Václav Bruna. In den 1970er Jahren kritisierte er das kommunistische Regime und brachte die Charta 77 weiter in Umlauf.

„Im Rückblick halte ich mir besonders zugute, dass mir niemand entlockt hat, wo ich die Abschrift der Charta und die weiteren Unterlagen herbekommen habe.“

Vier der Männer nahmen ihre Urkunden über die Teilnahme am dritten Widerstand am Dienstag entgegen. Šimek wurde posthum geehrt. Die Auszeichnung ist mit 100.000 Kronen (knapp 4000 Euro) dotiert.