Škoda: Aufregung um angebliche VW-Pläne

Foto: Milan Mottl, Pixabay / CC0

Ein Gerücht sorgt für Aufruhr in Tschechien: VW soll Teile der Škoda-Produktion nach Deutschland verlegen wollen.

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„Die Diskussion wird bei uns nicht geführt“– so dementierte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa ein Volkswagen-Sprecher die Gerüchte, die am Mittwoch um die Škoda-Produktion in Tschechien aufgetaucht sind. Diese kamen vom Pressdienst Reuters: Einer internen Quelle zufolge soll ein Teil der Škoda Produktion zum Mutter-Konzern nach Deutschland verlegt werden. Zudem sollten die Tschechen mehr für geteilte Technologien zahlen. Als Grund dafür nannte die Reuters-Quelle die interne Konkurrenz im Konzern: Škoda habe einen unfairen Vorteil, indem deutsche Technologie mit niedrigeren Arbeitskosten kombiniert werden könne. Außerdem sei der Schritt nötig bei der Neuorientierung hin zur Elektromobilität, heißt es bei Reuters.

Alarm schlagen nun die Gewerkschaften in Tschechien:

Foto: ČT24
„Wenn es hart auf hart kommt, könnten 200 Arbeitsplätze verlorengehen“, meint der oberste Arbeitnehmervertreter bei Škoda, Jaroslav Povšík.

Die Gründe für den möglichen Schritt aus Wolfsburg meint Josef Středula zu kennen. Der Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes ČMKOS glaubt nicht, dass es bei einer möglichen Verlagerung von Arbeitsplätzen um Modernisierung und Elektromobilität geht. Und auch nicht um Konkurrenz innerhalb der Konzernmauern:

„Eines der Motive von Volkswagen sind die Probleme, die sich das Unternehmen mit der Dieselgate-Affäre selbst geschaffen hat. Die entstandenen Kosten sind nämlich gewaltig. Deshalb will man nun möglichst viel Geld aus den Tochterunternehmen herauspressen.“

Vratislav Kulhánek  (Foto: Jan Bartoněk,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die Škoda-Leitung in Mladá Bolselav / Jungbunzlau wollte sich nicht zu den Absichten des Mutterkonzerns äußern. Noch gäbe es keine Pläne und wenn, dann sei alles nur halb so wild, meint der ehemalige Škoda-CEO Vratislav Kulhánek:

„Aktuell könnte das bei der Planung des Superb-Nachfolgers werden, also in rund drei Jahren. Eine akute Angelegenheit sind solche Pläne also nicht. Außerdem kämpft auch Škoda mit dem Fachkräftemangel. Wenn wir also über den Verlust von Arbeitsplätzen sprechen, dann betrifft das nicht tschechische Arbeitnehmer. Vielmehr geht es um Menschen aus dem Ausland.“

Kurz nach Bekanntwerden der angeblichen Absicht von VW war auch in der tschechischen Politik die Aufregung groß. Die Position der Regierung ist klar, geäußert haben sich zunächst der Premier und der Wirtschaftsminister: Škoda sei ein wichtiger Faktor in der tschechischen Wirtschaft und es müsse ein strategisches Ziel sein, Škoda im derzeitigen Umfang zu erhalten, so die Vertreter der tschechischen Regierung. Einig ist man sich im Kabinett, dass man erst konkretere Pläne der Konzernleitung in Wolfsburg abwarten müsse.

Pavel Juříček  (Foto: Archiv des Verbandes der Autoindustrie)
Der Verband der Autoindustrie kann die Argumente von VW hingegen gut verstehen. Das Unternehmen gehe mit der Zeit, wie Verbands-Vizepräsident Pavel Juříček erklärt:

„Die Globalisierung der Welt, und damit auch der Autoindustrie, ist nun mal Realität. Die Marken werden eben dort hergestellt, wo die nötigen Kapazitäten sind. Und hier in Tschechien haben wir schon seit Jahren nicht genügend Fachkräfte in dem Bereich.“

Škoda war 1991 eines der ersten Unternehmen, die an einen ausländischen Eigentümer verkauft wurden. Der größte tschechische Autobauer hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 349 Milliarden Kronen (13,4 Milliarden Euro) gemacht und beschäftigt weltweit rund 28.000 Menschen.