Ski-WM in Liberec beendet: Norwegen beste Nation – hohe Kosten für gute Organisation

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Die Nordische Skiweltmeisterschaft in Liberec / Reichenberg ist zu Ende. Sie brachte großartigen Sport, wie immer mit strahlenden Siegern und enttäuschten Verlierern. Zu Letzteren gehörten auch die tschechischen Athleten, die nur eine Silbermedaille durch Lukáš Bauer im 15-km-Langlauf gewannen. Dafür können die Gastgeber behaupten, eine gute WM veranstaltet zu haben, trotz mancher Probleme im Vorfeld und sehr viel Schnee bei den Wettkämpfen.

Lukáš Bauer  (Foto: ČTK)
„Auf dem ersten Platz und damit FIS-Weltmeister ist Norwegen“, verkündete der Stadionsprecher am Freitagnachmittag im Zielraum des Skilanglaufareals Vesec, nachdem das Staffelrennen der Männer vorüber war. Ein typisches Bild für die Langlaufwettbewerbe, bei denen die überragenden Norweger alle ihre fünf Goldmedaillen und damit auch die Nationenwertung gewannen. Gern hätten auch die tschechischen Skilangläufer bei dieser Entscheidung auf dem Podest gestanden, denn in der Staffel rechneten sie sich durchaus Medaillenchancen aus. Wohl auch deswegen war die Rekordzahl von 37.000 Zuschauern an die Strecke gepilgert. Die tschechischen Fans erlebten dann jedoch eine der größten sportlichen Enttäuschungen dieser WM. Martin Jakš, der tschechische Startläufer, war außer Form und übergab mit zweieinhalb Minuten Rückstand nur als Dreizehnter an Lukáš Bauer. Eine Leistung, für die er sich entschuldigte:

„Mich ärgert es, dass der Medaillentraum, den wir hatten, vielleicht schon auf dem ersten Abschnitt geplatzt ist. Jetzt werden es die anderen Jungs enorm schwer haben.“

Das hatten sie in der Tat. Deprimiert vom Hinterherlaufen reichte es am Ende nur zum 12. Platz. Ein anderer Tscheche, der erst 19-jährige Skispringer Roman Koudelka, war da schon etwas zufriedener mit seinen Leistungen:

Roman Koudelka  (Foto: ČTK)
„Auf der kleinen Schanze wurde ich Neunter, da hatte ich mehr von mir erwartet. Mit dem neunten Platz auf der Großschanze bin ich indes zufrieden. Und zur Mannschaftskonkurrenz muss ich sagen: Wir haben lange gut im Wettbewerb gelegen, doch der letzte Sprung von mir ist leider etwas missglückt.“

Die tschechischen Skispringer landeten immerhin auf dem fünften Platz. Viel besser als ihre deutschen Nachbarn, die nur Zehnter wurden. Doch einer von ihnen, der 31-jährige Martin Schmitt, hatte tags zuvor auf der Großschanze mit dem Gewinn der Silbermedaille bereits sein großes Erfolgserlebnis. Ihm kam entgegen, dass die Konkurrenz wegen heftigen Schneeregens schon nach dem ersten Durchgang beendet wurde. Doch darauf war er bestens vorbereitet:

Kateřina Neumannová  (Foto: ČTK)
„Laut Wetterbericht war ja kein besonders gutes Wetter angesagt. Als Springer muss man damit rechnen, dass es vielleicht nur einen Durchgang geben könnte. Und deswegen muss man von Anfang an im Wettkampf da sein.“

Am Ende der WM war auch Organisationschefin Kateřina Neumannová erleichtert und zufrieden, dass die organisatorischen Abläufe der Titelkämpfe ziemlich gut ineinander gegriffen haben:

„Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt noch kein schwerwiegendes organisatorisches Problem registriert. Im Gegenteil: Alle sind zufrieden, die Organisation klappt gut, und wir haben auch die Unmengen an Schnee, die zum Beginn der WM gefallen sind, in den Griff bekommen. Dafür gab es auch Lob.“

Dem kann man durchaus zustimmen, denn Athleten, Funktionäre und Medienvertreter äußerten sich weitgehend zufrieden mit ihren Wettkampf- und Arbeitsbedingungen. Auch die mehr als 170. 000 Zuschauer kamen auf ihre Kosten, auch wenn die Eintrittspreise für einige Wettbewerbe doch zu hoch waren. Der Verkehr, der allgemein gemeistert wurde, hatte sein Nadelöhr vor dem Skisprungareal unter dem Jeschken. Die Kosten der WM, die bei rund 2,3 Milliarden Kronen (ca. 80 Millionen Euro) liegen, erscheinen jedoch sehr hoch. Da wird es sicher noch einigen Erklärungsbedarf geben.

Autor: Lothar Martin
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