Senat diskutiert Gewalt im Fernsehen

Am Donnerstag initiierte der tschechische Senatsausschuss für Kultur eine öffentliche Anhörung, die sich mit den Gefahren von Gewaltdarstellung im Fernsehen befasste. Und natürlich mit etwaigen Konsequenzen. Mehr dazu von Gerald Schubert:

Können Gewaltdarstellungen im Fernsehen - insbesondere für Kinder und Jugendliche - schädlich sein? Verführt Brutalität am Bildschirm zur Nachahmung? Seit Jahrzehnten werden diese Fragen wissenschaftlich zerpflückt, die entsprechende Literatur füllt Regale, eine befriedigende Antwort kennt jedoch auch die neueste Forschung nicht.

Persönliche Ansichten zu heiklen gesellschaftlichen Themen und einschlägige Forschungsergebnisse sind aber bekanntlich zwei Paar Schuhe. Und so haben sich auch 84.000 Tschechinnen und Tschechen gefunden, die eine Petition gegen die Darstellung von Gewalt und brutalem Sex im Fernsehen unterzeichneten. Konsequenz der Unterschriftenaktion war am Donnerstag eine öffentliche Anhörung im Senat, zu der Psychologen, Soziologen, Medienfachleute, Medienvertreter und Politiker geladen waren. Daniel Kroupa, stellvertretender Vorsitzender des Senatsausschusses für Kultur, sagte nach dem Treffen:

"Bei dieser öffentlichen Anhörung war eine - ich möchte sagen - bestimmte Zusage der kommerziellen Fernsehanstalten zu erkennen, einen gewissen ethischen Kodex anzunehmen, an den sie sich auch halten werden. Die besten Regeln sind die, die nicht von außen aufgezwungen sind, sondern von denjenigen akzeptiert werden, die sich danach richten sollen."

Soweit Senator Kroupa. Und dennoch schlägt Kroupa eine Gesetzesänderung vor: Geht es nach ihm, so soll die Verbreitung von Gewaltdarstellungen in den Medien künftig genauso bestraft werden, wie die von Pornographie, in der menschenverachtende oder brutale Elemente vorkommen. Und das heißt mit bis zu drei Jahren Haft.

Jedoch waren längst nicht alle Anwesenden derselben Meinung: Die bestehenden Gesetze, die die Ausstrahlung von allzu brutalen Szenen oder von Gewalt als Selbstzweck ohnehin verbieten, seien durchaus ausreichend, hieß es etwa vonseiten der Fernsehanstalten. Der Psychologe David Rícan wiederum kann sich eine gewisse Anpassung der Gesetze vorstellen, weist aber darauf hin, dass ihre Anwendbarkeit von Fall zu Fall verschieden sei: In vielen künstlerischen Werken sei die Darstellung von Gewalt unvermeidlich, so Rícan. Einer seiner Fachkollegen verwies außerdem darauf, dass man nicht sagen könne, inwieweit Gewalt in der Gesellschaft und Gewalt im Fernsehen überhaupt zusammenhängen.

Gegen eine Gesetzesänderung ist auch der Schauspieler und Drehbuchautor Zdenek Sverák, bekannt unter anderem aus dem Oscargekrönten tschechischen Film Kolja:

"Der Weg führt nicht über irgendein Gesetz als Filter. Der Weg führt über die Unterstützung jener Filme, die ich als Schäfchen bezeichne. Wenn wir dafür sorgen wollen, dass humanistische Werke entstehen, dann müssen wir die Schäfchen gegen die Wölfe verteidigen", so Sverák.