Schwarz auf Weiß: Studie zu unterschiedlicher Lebensmittelqualität veröffentlicht

Fischstäbchen der Marke Iglo (Foto: Archiv des slowakischen Landwirtschaftsministeriums)

Lange schwebte der Verdacht in der Luft, nun scheint er belegt: Im Westen und Osten der EU werden Lebensmittel und Drogerieartikel in zweierlei Qualität verkauft. Eine Vergleichsstudie der Prager Hochschule für Chemie im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums konnte nun Beweise dafür liefern.

Marian Jurečka  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
In Tschechien, Ungarn, der Slowakei, aber auch in Deutschland und Österreich waren Lebensmittelchemiker der Prager Hochschule für Chemie und Technologie unterwegs. Insgesamt 21 produktionsgleiche Waren sollten sie in den Supermärkten vor Ort einkaufen und dann die Qualität vergleichen. Denn in den vergangenen Jahren ist die Kritik immer lauter geworden, dass vor allem westliche Konzerne mit zweierlei Maß messen in West und Ost. Der Auftrag für die bisher repräsentativste Studie kam aus dem Landwirtschaftsministerium in Prag. Ressortchef Marian Jurečka (Christdemokraten):

„Gemeinsam mit der Slowakei und weiteren Staaten haben wir dieses Thema wieder auf den Verhandlungsplan des Rates der Europäischen Union gebracht. Im März haben wir uns dazu mit der EU-Verbraucherschutzkommissarin Věra Jourova beraten. Immer wieder hieß es, dass dazu nicht genug Daten aus mehreren EU-Mitgliedsstaaten vorliegen würden. Und die wollten wir liefern.“

Fischstäbchen der Marke Iglo  (Foto: Archiv des slowakischen Landwirtschaftsministeriums)
Das Ergebnis der aktuellen Prager Studie war dabei überraschend deutlich. Von 21 Produkten mit der gleichen Verpackung in West und Ost waren nur drei tatsächlich produktionsgleich. Beim Rest waren die Unterschiede sogar viel größer als befürchtet, wobei in den östlichen EU-Staaten die Qualität schlechter war. Zum Beispiel bei den Fischstäbchen der Marke Iglo, wie Landwirtschaftsminister Jurečka aus der Studie zitiert:

„Auf den ersten Blick ist die Packung gleich, und das Produkt wurde sogar in derselben Fabrik hergestellt. Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied: Auf dem deutschen Markt wird dieselbe Anzahl Fischstäbchen mit höherem Gewicht und Fleischanteil vertrieben. Außerdem zahlt der tschechische Verbraucher für 100 Gramm Fischstäbchen umgerechnet 71 Eurocent, der deutsche aber nur 41. Zwar war das Ziel der Studie nicht die Feststellung der Preisunterschiede, aber es wird deutlich, dass ein Deutscher für weniger Geld mehr Qualität bekommt als ein Tscheche.“

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Laut den Forschern ist das einer der sichtbarsten Fälle von Qualitätsabfall in West-Ost-Richtung. Besonders der Unterschied beim Fleischanteil von rund zehn Prozent ist den Wissenschaftlern zufolge erstaunlich. In anderen Beispielen ging es vor allem um das Kleingedruckte: Im tschechischen Fruchtsaft war Süßstoff statt Zucker, die Chips wurden in Tschechien in Palmöl frittiert, in Deutschland wiederum in Sonnenblumenöl, die tschechische Tiefkühlpizza enthielt 17 Prozent Mozzarella, der österreichische Verbraucher konnte sich über 22 Prozent dieses Käses freuen.

Doch nicht nur Lebensmittel wurden getestet, sondern auch beispielsweise Waschmittel. In Deutschland beinhaltete eine Packung des Waschpulvers Persil vom Hersteller Henkel 17,5 Prozent Aktivstoffe, in Tschechien bei derselben Menge jedoch nur 13,8, in Ungarn sogar nur 13,4 Prozent. Der Hersteller argumentiert dabei mit der gängigen Begründung: andere Länder, andere Sitten. So auch diesmal die Henkel-Sprecherin Zuzana Ozanová:

Foto: bierfritze,  Pixabay / CC0 Public Domain
„In manchen Regionen wäscht man einfach bei niedrigeren Temperaturen und auch die Flecken sind dort einfach anders.“

Laut den Forschern der Prager Hochschule für Chemie sollen weitere Tests folgen, um die Datenbasis noch zuverlässiger zu machen. Landwirtschaftsminister Jurečka:

„Kommenden Montag wird Tschechien die doppelten Qualitätsstandards auf die Tagesordnung der EU-Ratssitzung bringen. Mit dieser Studie haben wir nun endlich Belege dafür, dass dieses Problem tatsächlich besteht.“