Schengenbeitritt befreit Leute aus Konečná

Achtung! Staatsgrenze (Illustrationsfoto: ČTK)

Als sich Tschechien und die Slowakei 1993 trennten, wurde das Dorf Konečná, malerisch in den Beskiden gelegen, zum Grenzort. Für die Leute aus Konečná brachte diese Situation einige Unannehmlichkeiten mit sich, die auch der EU-Beitritt beider Länder 2004 nicht aus der Welt räumen konnte. Erst mit der Ausweitung des Schengenraums fühlen sich die Bewohner im wahrsten Sinne des Wortes befreit:

Konečná – auf tschechisch Endstation, liegt wirklich am Ende der Welt. Das Dorf gehört zur Gemeinde Bílá und geht direkt in den slowakischen Ort Klokočov über. Als die Tschechoslowakei geteilt wurde, lagen einige Häuser von Konečná plötzlich im Niemandsland: Der Grenzposten Bílá–Klokočov wurde nicht direkt auf die Staatsgrenze gebaut, sondern liegt im tschechischen Innenland an der Landstraße 484. Hinter dem Grenzposten befanden sich noch einige Häuser, was für die Menschen ziemlich unangenehm war, wie der Bürgermeister von Bílá, Tomáš Večeřa, berichtet:

„Es gab also diesen Grenzposten, aber dahinter befanden sich noch etwa 250 m tschechisches Gebiet. Den Leuten aus Konečná entstanden dadurch große Probleme. Wenn sie beispielsweise Kohle, eine Waschmaschine oder einen Kühlschrank gekauft hatten und nach Hause bringen wollten, sollten sie diese verzollen, obwohl sie ja eigentlich noch keine Grenze überquert hatten. Damals sind wir – also Leute von der Stadtverwaltung – häufig dorthin gefahren, um den Leuten zu helfen. Nach einiger Zeit kannten die Zollbeamten jedoch die einheimischen Leute, so dass die Situation nicht mehr so angespannt war.“

Achtung! Staatsgrenze  (Illustrationsfoto: ČTK)
Als 2004 sowohl Tschechien als auch die Slowakei der EU beitraten, hofften die Leute aus Konečná, auf dem Weg nach Hause nicht mehr am Grenzübergang warten zu müssen. Stattdessen gab es neue Behinderungen: Die Grenzpolizei begann Waldwege zu sperren, um illegale Einwanderung zu verhindern. Die Wege hatten die Einheimischen seit Jahrzehnten benutzt. Tomáš Večeřa:

„Vor einigen Jahren wurden dann plötzlich eiserne Schranken auf den Waldwegen errichtet. Leute, die diese Wege benutzen mussten, um zu ihren Häusern zu kommen, erhielten dazu eine Sondergenehmigung. Ihnen haben die Barrieren das Leben schwer gemacht, sie mussten immer dadurch, um zu ihren Häusern zu kommen.“

Diese Probleme werden nun verschwinden, freut sich Tomáš Večeřa:

„Mit dem Beitritt Tschechiens zum Schengenraum werden die Sperren auf den Waldwegen abgebaut. Außerdem wird der Grenzposten verschwinden. Das hilft vor allem den Leuten aus Konečná. Für mich, und ich denke für alle Bürger hier, ist das eine sehr positive Entwicklung. Jetzt können sich die Menschen wieder frei bewegen, auch wenn sie Waren dabei haben.“

Die Grenze fällt weg – aber laut Bürgermeister Večeřa hat sie in den letzten 15 Jahren nur als äußere, absurde Formalität existiert. Bis in die Köpfe der Menschen sei sie nicht vorgedrungen:

„Hier bei uns, wo vor 15 Jahren der Grenzposten errichtet wurde, hat dieser von Anfang an die Menschen nicht trennen können. Hier wohnen Tschechen und Slowaken nebeneinander und die Grenze konnte ihre Beziehungen zueinander nicht negativ beeinflussen. Die Probleme mit dem Zoll hat sie einander vielleicht sogar näher gebracht.“